
Wenn CEOs in Gesundheit investieren, profitieren alle
Fast vierzig Jahre ihres Lebens verbringen Menschen in Deutschland im Beruf. Eine enorme Zeitspanne, in der Gesundheit zur grundlegenden Voraussetzung für Motivation, Leistungsfähigkeit und Bindung wird. Doch während Anforderungen und Geschwindigkeit steigen und Fachkräfte fehlen, bleiben Gesundheitsstrukturen in vielen Unternehmen auf dem Minimum. Steigende Krankenstände und erschöpfte Teams sind deshalb nicht überraschend, sondern Ausdruck eines Systems, das mehr fordert, als es bereit ist zu ermöglichen.
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigen aktuelle Daten. Die HLS-GER-2-Studie belegt, dass 58,8 Prozent der Menschen in Deutschland Gesundheitsinformationen nur schwer einschätzen können, besonders im digitalen Raum. Gleichzeitig zeigt das Robert Koch-Institut, dass 53,7 Prozent der Erwachsenen mit einer chronischen Erkrankung oder einem langfristigen Gesundheitsproblem leben. Viele arbeiten täglich mit Beschwerden, ohne zu wissen, wie sie damit umgehen sollen oder welche Angebote ihnen helfen würden. Prävention ist damit nicht freiwillige Zusatzleistung, sondern Fundament einer zukunftsfähigen Arbeitswelt.
Trotzdem greifen Unternehmen zu Maßnahmen, die kurzfristig sinnvoll erscheinen, langfristig jedoch schaden. Die Anwesenheitsprämie ist ein typisches Beispiel. Angesichts von 22,3 Fehltagen pro Beschäftigten im Jahr 2024 (BKK- Dachverband) scheint sie attraktiv. Doch sie führt dazu, dass Menschen krank zur Arbeit kommen, Kolleginnen und Kollegen anstecken oder Erkrankungen verschleppen. Gleichzeitig steigt das Unfallrisiko deutlich, wenn Beschäftigte erschöpft oder gesundheitlich angeschlagen sind. Lange Wartezeiten auf Arzttermine verschärfen die Situation zusätzlich. Die vermeintliche Einsparung führt am Ende zu mehr Belastung und weniger Vertrauen.
Gesundheit braucht deshalb einen Ansatz, der den Alltag der Menschen ernst nimmt. Viele Mitarbeitende tragen zusätzlich unsichtbare Care-Arbeit, betreuen Kinder oder pflegen Angehörige. Besonders Frauen stemmen diese doppelte Last. Unternehmen sollten Gesundheitsangebote schaffen, die flexibel, alltagsnah und zugänglich sind, analog wie digital, damit sie tatsächlich genutzt werden können.
Ein Unternehmen kann diesen Weg nur gemeinsam gehen. Austausch ist entscheidend, denn Gesundheit entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Digitale oder analoge Formate wie ein Gesundheitsbriefkasten schaffen Raum, um Belastungen sichtbar zu machen und Wünsche für Gesundheitsangebote zu sammeln. Solche Instrumente eröffnen Möglichkeiten, kreative Lösungen zu finden, die über Standards hinausgehen und genau zu den Menschen im Unternehmen passen.
Regelmäßige Gespräche, Beratungssprechstunden, Supervision und Unterstützung bei mentaler Gesundheit oder Care-Arbeit zeigen deutlich, dass Prävention ernst genommen wird. Führungskräfte selbst brauchen diese Strukturen ebenso, denn sie geraten häufig zwischen hohe Erwartungen und eigene Grenzen. Eine Kultur, die Gesundheit ermöglicht, schafft Stabilität, Sicherheit und Vertrauen und bildet damit die Grundlage für eine Arbeitswelt, die Unternehmen ebenso stärkt wie die Menschen, die sie tragen.
Am Ende geht es darum, wie viel Unternehmen bereit sind zu investieren, damit Führungskräfte und Mitarbeitende gesund bleiben und Arbeit langfristig gelingen kann.
Fazit:
Gesundheit braucht im Unternehmen einen zentralen Platz. Sie entsteht durch verlässliche Kommunikation, echte Unterstützung und Angebote, die Menschen erreichen und genutzt werden können. Prävention wird wirksam, wenn sie gemeinsam gestaltet wird und Teil des täglichen Arbeitens ist. Unternehmen, die so handeln, schaffen tragfähige Strukturen und geben ihren Mitarbeitenden die Bedingungen, die sie brauchen, um gesund zu bleiben und gute Arbeit zu leisten.
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