Editorial Nr. 7

„Inhaltsleere Selfie-Posts (Eigenportraits!) halte ich für sinnlos, vielmehr sollte sich jeder fragen: welchen Informations- und Mehrwert liefere ich für andere?“, schreibt die Journalistin und Kommunikationsmanagerin Mirjam Bauer auf LinkedIn. Und damit sind wir mitten im Thema. In einer Welt, in der Selfies so alltäglich sind wie Stethoskope im Gesundheitswesen, ist das Spiel des Personal Branding eine Gratwanderung zwischen der Darstellung der eigenen fachlichen Expertise und der Selbstdarstellung. Hätte Hippokrates ein Social-Media-Profil gehabt, hätten seine Anhänger Posts wie "Ein Apfel am Tag hält den Doktor in Schach“ gesehen, während er mit einem Apfel in der Hand und nach oben gerecktem Daumen den Leser beim Scrollen anlächelt. Andererseits ist Selbst(vermarktung) heute unverzichtbar. Doch der digitale Glanz nützt nichts, wenn man sein Handwerk nicht versteht - zumindest mittelfristig.

Für die Titelgeschichte dieser Ausgabe konnten wir Dr. Johannes Wimmer gewinnen. Johannes ist Deutschlands bekanntester YouTube-Arzt und einem breiten Fernseh-publikum unter anderem vom NDR bekannt. Er ist ein nahbarer Erklärer, der es schafft, schwierige Sachverhalte in bewegten Bildern einfach zu vermitteln. Sein persönliches Schicksal, der Tod seiner nur wenige Monate alten Tochter, hat Millionen Menschen berührt. Und damit ist unser Freund Johannes für viele ein Vorbild.

In meinem eigenen Artikel geht es um LinkedIn und darum, dass es wichtig ist, wer was sagt und nicht was gesagt wird. Es ist auch ein selbstkritischer Artikel über Sinn und Unsinn. Luise Walther plädiert dafür, dass es nicht nur um die persönliche Reputation geht, sondern auch um den Wert für die Community. Die Personal Brand in Social Media sollte nicht nur die fachliche Kompetenz zeigen, sondern auch die Menschlichkeit. Aline Noizet fügt hinzu: "Patients won‘t remember you because you have publications in top journals.“ Und es gibt noch viele weitere spannende Artikel von anderen starken Personal Brands in dieser Ausgabe.

Gesundes Personal Branding ist wie eine gute Diagnose - es braucht Zeit, Geduld und vor allem Herzblut. Im Zeitalter des Personal Branding kann ein virtuelles Lächeln genauso ansteckend sein wie ein Virus - aber in diesem Fall ist es eine gute Sache! Und dazu gehören Kalendersprüche wie dieser.

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Prof. Dr. David Matusiewicz