Beckenbodendysfunktionen - Es betrifft alle und doch spricht niemand darüber

50% - Jede zweite Frau ist früher oder später von Beckenbodendysfunktionen betroffen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um etwas für uns Frauen mittlerweile so Alltägliches, so in unser Leben Integriertes, dass wir es gar nicht als Dysfunktion wahrnehmen. Die meisten Ausprägungen wie Harninkontinenz oder Prolaps treten nach der Geburt eines Kindes auf oder ab der Menopause aufwärts. Typische Symptome können die so häufig einfach hingenommenen “paar Tröpchen Urin” sein oder das doch recht bekannte Senkungsgefühl. Mir selbst war nicht klar, wie weit verbreitet diese Dysfunktionen sind, obwohl ich selbst eine Frau bin und in meinem nächsten Umfeld sehr viele Frauen wie meine Mutter oder Großmutter davon betroffen sind. Von manchen habe ich erst erfahren, als ich anfing über Yeda, unser FemTech Startup, zu sprechen. Eine sehr gute Freundin von mir hat sich so erst geöffnet und mir gegenüber ihre Inkontinenz erwähnt, die sie seit der Geburt ihrer mittlerweile fast sechsjährigen Tochter hat. Aber woran liegt das? Wieso schweigen selbst Freundinnen untereinander dazu? Tatsächlich ist das Thema Beckenbodendysfunktion eines der größten Tabuthemen überhaupt. Ein Thema, das in der breiteren Öffentlichkeit kaum Beachtung und auch den Raum findet, der ihm eigentlich gebührt, wenn man bedenkt, dass ein Viertel der Weltbevölkerung früher oder später davon betroffen ist bzw. sein wird. Im Grunde betrifft es uns kollektiv als Gesellschaft, da sich die Auswirkungen in vielen Lebensbereichen zeigen. So können viele Frauen nicht mehr allen körperlichen Tätigkeiten nachgehen, sind in ihrer Freiheit dementsprechend eingeschränkt, was sich auch auf Leistungen z.B. im beruflichen Kontext oder im ganz alltäglichen Zwischenmenschlichen auswirken kann. Die damit einhergehenden Einschränkungen sind also beachtlich, aber wir sprechen nicht darüber. Auch weil wir als Frauen so konditioniert sind, es nicht als Dysfunktion wahrzunehmen, die körperliche Veränderung einfach hinzunehmen als etwas, das ab jetzt dann einfach so ist. Und wie so oft bei Erkrankungen, die nur Frauen betreffen, sind die angebotenen Therapieoptionen mehr als dürftig. So gibt es neben der Ultima Ratio OP noch konservative Therapieansätze wie Pessare oder Trainer. Letztere sind ein guter Ansatz, brauchen aber Zeit, um Ergebnisse zu zeigen, und sind auch nicht in allen Fällen hilfreich, wohingegen Pessare zwar sofortige Linderung der Symptome bieten, aber in ihrer Anwendung und Anpassung kompliziert und nicht einfach zu händeln sind. Es hat also seine Gründe, dass sie kaum bekannt sind. Sie werden von GynäkologInnen, wenn überhaupt eher älteren Patientinnen vorgeschlagen, müssen aber umständlich angepasst und dann vaginal eingesetzt werden. Es überrascht daher auch kaum, dass die meist verbreitete “Lösung” Einmal-Pads sind. Aus medizinischer Sicht bieten sie keine Therapie, sie verdecken das Problem lediglich. Und sie sind - wenig überraschend - aus Nachhaltigkeitsperspektive ein Alptraum. Das war und ist eine der Motivationen, warum Yeda, unser Beckenboden-BH, entstanden ist. Einfache, gute Lösungen für jedefrau anzubieten ist der erste Schritt zur Normalisierung eines bis dato tabuisierten Problems. Nichtsdestotrotz bedarf es aber daneben mehr Platz in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.

Wir haben es mittlerweile erfolgreich geschafft, das Thema Periode schrittweise zu enttabuisieren und in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, auch weitere frauenspezifische Erkrankungen wie Endometriose oder PCOS ins öffentliche Bewusstsein zu führen. Es ist längst überfällig, das nächste große weibliche Tabuthema in Angriff zu nehmen. Wir haben alle unser Leben in einem Beckenboden angefangen, es wird Zeit, dass wir uns darum kümmern. Helft uns dabei und lasst uns endlich anfangen, darüber zu sprechen!

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Anna Maria Ullmann
Co-founder & CBO Yeda