
Prävention und Longevity
Per ist gerade 50 Jahre als geworden und gesund. Im Gegensatz zu vielen seiner Freunde hat er weder Rücken- noch Kniebeschwerden, er muß nicht einmal Blutdrucktabletten nehmen. Per steht jeden Morgen um 6 Uhr auf, er hat wie jede Nacht 8 Stunden geschlafen. Er kann bestätigen, daß sein Schlaf besser ist, seit er keinen Alkohol mehr trinkt. Geraucht hat er nie. Daß er gut geschlafen hat, fühlt er, er muß seine Schlaf-App gar nicht checken. Nach 15 Minuten Yoga geht er wie jeden Morgen 30 Minuten laufen, bevor er seinen Porridge mit frischen Beeren ißt. Er freut sich auf die Arbeit, weil er einen sinnvollen, ihn auch selbst erfüllenden Beruf ausübt. Wenn er am frühen Abend nach Hause kommt, kann er Zeit mit seinen Kindern verbringen; wenn die noch ihre Hausaufgaben machen, kann er nach Absprache mit seiner Frau die Dinge erledigen, die im Haus zu erledigen sind. Das frühe gemeinsame Abendessen mit den Kindern – vollwertig und vegetarisch – ist ein Höhepunkt des Tages. Die leichte Mahlzeit am frühen Abend hilft ihm, gut in den Schlaf zu finden.
Kennen Sie Per? Ich kenne ihn von Instagram und LinkedIn, er heißt mit Nachnamen Fekt, und exisiert nicht im wirklichen Leben, jedenfalls nicht unter meinen Freunden und Bekannten, und schon gar nicht unter meinen Patienten. Ein großer Teil meiner Patienten schläft zu wenig, trinkt zuviel Alkohol, raucht, ißt zu viel und ungesund, treibt keinen Sport. Viele wissen nicht, was Ballaststoffe sind. Diese Patienten brauchen keine DNA-Analyse und keine Nahrungsergänzungsmittel. Meist wissen die Menschen, was sie in ihrem Leben ändern müßten, um gesünder zu sein, und tun es doch nicht. Warum ist das so? Das ist ein psychologisches Phänomen und hat mit Belohnung und Kompensation zu tun. Da hilft weder eine medizinische noch eine chirurgische Therapie.
Der Mensch ist Herr über sein eigenes Leben und darf sein Verhalten selbst bestimmen; es gibt ein Recht auf Unvernunft, allerdings verbunden mit der Pflicht, die Konsequenzen zu tragen. Die Pflicht von uns Ärzten, aber auch von Lehrern und Erziehern ist es, zu versuchen, die Menschen so früh wie möglich zu informieren, ihnen das Wissen zu vermitteln, das ihre Eltern und Familien ihnen hätten vermitteln sollen, das aber warum auch immer nicht geschafft haben. Longevity beginnt im Kindergarten.
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