Digital Change durch Coaching
„Ich habe ein Problem.“ Im Alltag begegnen wir viel zu oft Menschen mit einem Problem. Und diese Menschen stecken dann meist in ihrem Problemdenken fest. Sie kommen nicht zu Lösungen und sie können sich kaum für Veränderungen begeistern. Immer wieder wird nach Wegen und Methoden gesucht, um Mitarbeitende aus dem Problemdenken zu holen. Das Ziel: einen fruchtbaren Boden schaffen, auf dem Veränderungen erfolgreich wachsen und gedeihen. In der freien Wirtschaft hat sich das systemische Coaching als Antwort auf Veränderungsprozesse etabliert. Es ist eine Unterstützung, eine zusätzliche Ressource, beispielsweise, wenn eine Führungskraft eine neue Position antritt. Die Begleitung durch einen Coach hilft, um Konflikte zu vermeiden und Menschen von Anfang an für das Neue zu begeistern.
Im Gesundheitswesen bringt nicht nur der Faktor Mensch Veränderungen mit sich. Das System „Gesundheitswesen“ verändert sich jeden Tag. Es gibt neue Strukturen und Rahmenbedingungen, gesetzliche Bestimmungen und technische Systeme, die neue Maßstäbe setzen. KI und Big Data werden dabei genauso für Wirbel sorgen wie kurzfristig die Umsetzung des KHZG. Und dafür greifen wir nach den Change Managern. Das sind Prozessexperten, die in der Lage sind, Strukturen neu zu denken und aufzubauen. Im Digital Change also die wichtigste Ressource, oder? Nein. Genau hier sitzt das Missverständnis. Denn dabei geht es zu wenig um den Menschen.
Für die Menschen spielen vor allem Bedürfnisse eine Rolle. Sicherheit, Status und Anerkennung sind nur einige Beispiele für Bedürfnisse, die aktuell im Kontext Gesundheitswesen aufeinanderprallen. Nur etwa 10 Prozent der Menschen zählen zu den Vorreitern, die Veränderungen begeistert aufnehmen, ja sogar selbst initiieren. Der Rest benötigt Impulse und Überzeugung also eine aktive Beeinflussung. Nein, wir reden nicht von Gehirnwäsche. Gezielte Beeinflussung erfordert Bewusstheit und Respekt sowie eine Win-Win-Ethik. Das finden wir im systemischen Coaching. Und das unterscheidet Coaching von Beratung.
Coaching hat das Ziel, andere Menschen erfolgreich zu machen. Man könnte seriöses Coaching auch mit „Personal Empowerment“ übersetzen. Und das ist es, was wir für den Digital Change brauchen. Menschen, die sich ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen innerhalb ihres Systems bewusst sind. Menschen, die Wert legen auf Beziehungs-Gestaltung, Ziel-Orientierung, Ressourcenaktivierung, System-Verträglichkeit und Transfer-Sicherung. All das ist Teil von systemischem Coaching. Dadurch werden diese Kompetenzen an Führungskräfte und ihre Mitarbeitenden vermittelt.
Von Diplom-Sportwissenschaftler, DVNLP-Lehrtrainer, Mediator und Management-Coach Jörn Ehrlich stammt der Satz „Menschen sind atmende Wundertüten“. Menschen können uns überraschen, denn sie reagiere selten so, wie wir es von ihnen erwarten. Und noch spannender wird es, wenn diese Menschen als ein heterogenes Team zusammenarbeiten. Denn dann treffen Mitarbeitende mit unterschiedlichen Erfahrungen, Glaubenssätzen und Überzeugungen aufeinander. Daraus entstehen Innere Landkarten. Wer dann nicht gelernt hat, wie man Veränderungen begegnet, befindet sich schnell in einem (inneren) Konflikt. Denn jeder für sich denkt nur auf der eigenen Landkarte und nicht auf der seines Gegenübers. Hier können Führungskräfte ansetzen und für sich und ihre Mitarbeitenden einen neuen Rahmen schaffen.
Denn eine der wichtigsten Coaching-Fähigkeiten ist es, Situationen dissoziiert zu betrachten. Das bedeutet, man ist nicht mehr involviert, sondern kann das Geschehen neutral und von außen betrachten. Eine Eigenschaft, die gerade im Digital Change enorm wertvoll ist. Sie ermöglicht es, die Perspektive auf Probleme und Herausforderungen zu verändern und so zu anderen Lösungen zu kommen. Auch kommt die Person schneller in die Annahme, als in einem emotional involvierten Zustand. Und der Moment der Emotionalen Akzeptanz ist der wichtigste in einem Prozess der Veränderung.
Um sicherzustellen, dass Digital Change gelingt, müssen wir neue Parameter in die Gleichung einsetzen. Wir müssen einen Rahmen setzen, der zielorientiertes Denken fördert und dabei hilft Ressourcen zu aktivieren. Vielleicht ist „Paradigmenwechsel“ an dieser Stelle der richtige Begriff. Aber auch hier gilt wieder: nicht nur reden, sondern machen und damit dem Digital Change eine echte Chance geben.
Tanja Heiß, Geschäftsführerin ID-Native ><
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