Von der Opfer- zur Gestalterrolle
Don´t look back, you´re not going that way! Diesen Satz kann man allgemeingültig verstehen, ich möchte ihn jedoch spezifisch auf unser betriebliches Gesundheitssystem und mich anwenden.
Beginnen wir bei mir. Ich bin Christina Lutz und möchte mich heute mit meiner Lebensgeschichte vorstellen. Mit 18 habe ich eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten in einer Rehaklinik begonnen, jedoch erlitt ich mit 19 einen fremdverschuldeten und schweren Autounfall, welcher mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat, da ich in Lebensgefahr schwebte. Ich verlor über die Hälfte meines Blutgehaltes, meine Hüfte war ausgekugelt, meine Bauchspeicheldrüse war gerissen, meine Wirbelsäule gebrochen und ich habe an der linken Hand einen Teil meiner Finger verloren.
Zunächst lag ich 10 Tage im Koma und insgesamt dreieinhalb Monate im Krankenhaus. Im Anschluss war ich in mehreren Rehakliniken und habe insgesamt über 40 Operationen innerhalb von beinahe 10 Jahren hinter mir. Doch warum werde ich hier so persönlich? Aus dem Grund, dass ich bis heute skeptisch bezüglich des deutschen Gesundheitssystems bin. Wie oben erwähnt, habe ich meine Ausbildung zur MFA begonnen und durfte diese zwar beenden, jedoch mit keiner Zukunftsaussicht. Ich erhielt eine Schwerbehinderung von 70 % aufgrund der Hand und meiner Wirbelsäule.
Deutschland ist eine Leistungsgesellschaft und der Wert eines Menschen wird in Zahlen definiert. Schulnoten, der Abschlussgrad und wie viel man arbeitet. Doch was sollten diese 70% mir sagen? Warum soll ich mich nach dieser Prozentzahl definieren? Was sagt es über mich und meine Zukunft aus? Damals befand ich mich noch in einer Opferrolle, da meine Zukunft für mich aussichtslos erschien. Mein Zukunftsplan als MFA war plötzlich passé und nun stand ich da und fragte mich, was aus mir werden soll. Plötzlich musste ich einhändig leben und litt unter chronischen Rücken- und Phantomschmerzen. In dieser Zeit hatte ich einen Tiefschlag nach dem anderen erlitten, und mir wurde immer mehr bewusst, dass geht so nicht weiter! Ich möchte aus meinen Traumata eine Transformation im Gesundheitswesen bewirken und mich mit dem neuaufgekommenen Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) beschäftigen.
Was möchte ich konkret verändern? Ich habe 2019 nach langer Suche meinen Studiengang in Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik gefunden und schreibe diesen Sommer meine Bachelorarbeit. Zudem arbeite ich mit einem großartigen Team bei dem Startup spexa, welches den Business Health Index entwickelt hat. Dieser misst die mentale, physische und soziale Gesundheit in Unternehmen und stellt die Ergebnisse prozentual im Benchmarking dar. Im Anschluss wird ein Gesundheitsförderungsbericht erstellt. Durch mein Schicksal bemerkte ich, dass das Thema Prävention in allen 3 Bereichen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention nicht überall angewandt wird. Dies möchten wir fürUnternehmen ändern und dafür sorgen, dass im Vorfeld gesundheitliche Schäden im besten Fall ausbleiben und wie in meinem Fall, wenn es schon dazu gekommen ist, die bedarfsgerechte und rechtzeitige Nachsorge schaffen. Wir wollen Menschen und Unternehmen helfen und nicht dabei allein lassen, wenn sie nicht genau wissen, was sie tun sollen.
Wie sollten sie es auch vorher wissen? Aber sie müssen! Niemand würde ein Auto fahren und dabei nur in den Rückspiegel schauen, oder? In diesem Sinne: Endlich habe ich meine Passion gefunden und bin unglaublich dankbar, mit spexa und dem BHI das BGM mitgestalten zu dürfen, die Gesundheit in Unternehmen voranzubringen sowie mitzugestalten! Also liebes betriebliches Gesundheitsmanagement, we as spexa don´tlook back, cause we are not going that way!
Christina Lutz
Studentin, Werksstudentin spexa ><