
Fachkräftesicherung durch KI
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen des modernen Gesundheitswesens. Es wird zunehmend schwieriger, ausreichend medizinisches Personal zu finden und langfristig zu halten. Doch diese Problematik ist nicht etwa nur auf eine zu geringe Anzahl an Ausbildungsplätzen oder Nachwuchskräften zurückzuführen. Ein wesentlicher Faktor ist die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen. Viele Ärzte entscheiden sich bewusst gegen eine Tätigkeit in der Klinik oder wandern in andere Bereiche ab, weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist und bürokratische Hürden sie daran hindern, ihre eigentliche Leidenschaft – die Patientenversorgung – auszuleben.
Im Klinikalltag musste Ira Stoll genau dieses Szenario am eigenen Leib erfahren. Sie musste einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit für bürokratische Prozessen aufwenden und konnte sich somit nicht in gewünschtem Umfang mit den Patienten befassen. Besonders die tägliche Dokumentation und die Arztbriefschreibung stellten eine immense Belastung dar. Diese administrativen Anforderungen führten sowohl bei ihr, als auch bei ihren Kollegen zu einem paradoxen Effekt: Während sie mehr als sechs Jahre lang für die medizinische Versorgung ausgebildet worden waren, mussten sie nun als Ärzte einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit bürokratischen Prozessen verbringen. Das Ergebnis war Frustration, Überlastung und in eigen Fällen Kündigung.
Und in diesem Zuge hat auch Ira Stoll ihren Arztberuf aufgegeben, allerdings um das Grundproblem zu beheben und mit einem Team aus Software- und KI-Experten eine KI-gestützte Lösung zu entwickeln, die Ärzte von repetitiven Schreibarbeiten entlastet und damit den Arztberuf wieder attraktiver macht - die myScribe App.
Die Funktionsweise von myScribe basiert auf modernen Natural Language Processing (NLP)-Technologien, die medizinische Daten verstehen, analysieren und in strukturierte Arztbriefe umwandeln. Auf Basis von HL7 FHIR arbeitet myScribe mit allen relevanten Patientendaten aus KIS und Subsystemen. Die Software erkennt medizinische Begriffe, analysiert den Kontext und erstellt vollständige Arztbriefe und/ oder Epikrisen mit einer professionellen, standardisierten Struktur, die direkt in den Patientendatenbanken gespeichert werden können. Somit kann also auf Knopfdruck ein Arztbrief generiert werden, was nicht nur wertvolle Zeit spart, sondern auch Fehlerquellen reduziert, die durch manuelle Schreibarbeit entstehen können. Endlich können sich Mediziner wieder auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren, was den Arztberuf wieder attraktiver macht. Mehr verfügbare Zeit bedeutet ebenso, dass Patienten individueller betreut und Diagnosen mit größerer Sorgfalt gestellt werden können. Zudem kann ein Large Language Model (LLM) Sprachbarrieren ausgleichen und somit eine Entlastung besonders für Fachkräfte aus dem Ausland darstellen.
Durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz, wie es das Team von myScribe vorlebt, lassen sich also viele der Probleme, die den Fachkräftemangel verschärfen, deutlich reduzieren. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Implementierung liegt darin, dass diese Technologien nicht als Ersatz für menschliche Ärzte verstanden werden, sondern als unterstützende Werkzeuge, die die medizinische Arbeit erleichtern und optimieren. Statt sich in bürokratischen Aufgaben zu verlieren, können Ärzte dank KI-gestützter Systeme endlich wieder tun, wofür sie ausgebildet wurden: Menschen helfen und heilen. Die Fachkräftesicherung im Gesundheitswesen erfordert dringend innovative Maßnahmen – und Künstliche Intelligenz kann dabei ein entscheidender Gamechanger sein.
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