Die Revolution der Rückenschmerztherapie
Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle in Deutschland und stellen eine enorme Belastung für das Gesundheitssystem dar. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI), hatten 66 Prozent der befragten Frauen in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal Rückenschmerzen. Unter den Männern waren es 56 Prozent. Doch wie können wir dieses Problem angehen? Professor Dr. Dr. Thomas R. Tölle, Schmerzexperte und Oberarzt in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum rechts der Isar, stellt klar: “Eine langfristige Linderung der Beschwerden ist nur durch Medikamente kaum zu erreichen. Was stattdessen hilft, ist eine individuell anpassbare, multimodale Therapie.” Doch diese ganzheitliche Therapie, die neben Physio- und Psychotherapie, auch Wissensvermittlung und Entspannung umfasst, ist sehr teuer und nur begrenzt verfügbar. Hier bieten digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) wie Kaia Rückenschmerzen eine innovative Lösung und können helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten. Denn die App auf Rezept ist eine digitalisierte Version der Kerninhalte der multimodalen Schmerztherapie und kombiniert physiotherapeutische Übungen, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sowie Wissensvermittlung über Rückenschmerzen. Das Smartphone wird zum ‚Personal Trainer‘, der durch Nutzung künstlicher Intelligenz und der Handy- Kamera Fehler bei der Ausführung erkennt und korrigiert. Die Übungen passen sich außerdem an die Schmerzintensität und individuellen Anforderungen der Nutzenden an. Als Teil der Regelversorgung ist die App für alle gesetzlich und die meisten privat Versicherten auf Rezept kostenfrei.
Kostengünstiger und qualitativ hochwertig
Die Bedeutung von entlastenden, sowie präventiven Lösungen wird auch langsam von politischen Entscheidungsträgern erkannt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach beklagt vor allem die vergleichsweise niedrige Lebenserwartung bei unseren hohen Kosten im deutschen Gesundheitssystem und sieht die mangelhafte Prävention als einen Grund. Innovative Gesundheitslösungen sind da ein wichtiger Schritt in diese Richtung, da sie präventiv Operationen und Arztkosten senken könnten. Doch noch werden diese zu selten implementiert. Und das, obwohl sie auch Kosten einsparen. In einer neuen Studie von Priebe et al. aus dem Jahr 2024 konnte neben der klinischen Wirksamkeit demonstriert werden, dass mit Kaia als wesentlicher Bestandteil des Rise-uP Behandlungsansatzes 81% der Kosten eingespart werden konnten. Diese Kosteneffektivität bezieht sich auf die direkten und indirekten Kosten der Regelversorgung in Deutschland, die beispielsweise durch stationäre Behandlungen und Arbeitsunfähigkeit durch Rückenschmerzen entstehen. Mit digitaler Innovation bietet sich also eine vergleichsweise günstige Lösung im Vergleich zur Regelversorgung für eines der drängendsten Gesundheitsprobleme. Die Ergebnisse der Studien unterstreichen die Effektivität der digitalen Therapie: Patienten, die Kaia nutzten, berichteten von signifikant geringeren Schmerzen und einer verbesserten Lebensqualität. Wir selbst sehen Tag für Tag, welchen Einfluss die digitalen Helfer für Patienten haben. Für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, sowie für Krankenkassen sollten Kosteneinsparungen ein entscheidendes Argument sein, weiter in nachhaltige, digitale Gesundheitslösungen zu investieren. Um das Potential digitaler Therapien voll zu entfalten, muss die digitale Zukunft der Medizin in den Praxen ankommen. Dafür ist es mehr als wichtig, die digitale Infrastruktur und den Umgang mit digitalen Innovationen zu fördern. Denn jeder sollte Zugang zu einer wirksamen und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung haben können. Immer und überall, unabhängig von den Kapazitäten des Gesundheitssystems und den finanziellen Mitteln.
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