Intensivmedizin: Wie sich KI für alle auszahlt

Wer sich über die Zukunft der angewandten Intensivmedizin Gedanken macht, muss Lösungen finden, die sich im wahrsten Sinne für alle auszahlen: Für Patienten, Personal und Einrichtungen. Wie in keinem anderen medizinischen Bereich entscheidet in der Intensivmedizin die schnelle, effiziente und sichere Behandlung von Patienten über Leben und Tod. Für medizinisches und Pflegepersonal bedeutet das ein Mehr an Verantwortung und Anforderungen. Zudem sind die Intensivstationen für die Krankenhäuser und ihre Betreiber gleichzeitig kostenintensiv und gewinnbringend. Die Intensivmedizin ist aufgrund dieser Komplexität ein Schlüsselfeld für die Implementierung von digitalen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI). KI verspricht, die Diagnose und Behandlung von Patienten zu revolutionieren, indem sie präzisere und schnellere Entscheidungsfindungen ermöglicht: KI-Anwendungen können als Teil eines Entscheidungsunterstützungssystems große Mengen an Daten analysieren und Muster erkennen, die für das menschliche Auge nicht direkt ersichtlich sind. Diese Augmentierung der menschlichen Fähigkeiten kann die Früherkennung von Problemen verbessern und durch präzise Vorhersagen sowie Entscheidungen zu maßgeschneiderten Behandlungsansätzen führen. Außerdem kann dank KI-basierten Systemen die Arbeitsbelastung des medizinischen Personals reduziert und der Ablauf auf den Stationen so optimiert werden, dass sowohl ein ökonomisch positiver Effekt spürbar als auch die Behandlung von Patienten optimiert wird. Die Überarbeitung der Arbeitsprozesse und die Implementierung von KI-basierten Systemen, die die Datenverarbeitung und -interpretation vereinfachen sowie die direkte Patientenversorgung in den Vordergrund stellen, ist also in mehrfacher Hinsicht sinnvoll. Allein: Die Intensivmedizin steht vor der Herausforderung, eine ständig wachsende Datenflut zu bewältigen und gleichzeitig die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Ein Intensivpatient erzeugt mehr als 1000 Datenpunkte pro Stunde, was zu Informationsüberfluss und Schwierigkeiten bei der Dateninterpretation führt. Tools zur Dokumentation sollen zwar die Kommunikation des Patientenzustands unterstützen, aber ungefilterte Datensets in Dokumentationssystemen führen zu größeren Fehlerquoten – und höherer Arbeitsbelastung des Personals. Ein KI-unterstütztes Patientendatenmanagementsystem (PDMS) kann dabei den Zeitaufwand für Dokumentationen um bis zu 30 Prozent senken. Dank einem auf Künstlicher Intelligenz basierenden Assistenz- und Telemedizinsystem sowie einer integrierten Gesundheitsdatenlösung ist es bereits heute möglich, einerseits die Akutversorgung durch die Interaktion von Mensch und Technologie zu optimieren. Andererseits können sie kosteneffizienter agieren sowie – erstmals rechtlich sicher – klinische Daten datenschutzkonform nutzen, um einen ökonomischen Mehrwert daraus zu generieren. Die Anschaffung und Implementierung von KI-Systemen und digitalen Tools erfordern initial erhebliche Investitionen, sowohl finanziell als auch in Bezug auf die Schulung und das Engagement des Personals. Datenschutz und die Sicherheit der Patientendaten sind weitere kritische Aspekte, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Die erfolgreiche Einführung von KI in der Intensivmedizin setzt eine sorgfältige Planung und Strategieentwicklung voraus, um die Herausforderungen zu bewältigen und den Nutzen zu maximieren. Zunächst ist daher der Buy-in durch die Krankenhausleitung unerlässlich, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen und eine Kultur der Offenheit für technologische Veränderungen zu fördern.

Bleibt letztlich nur zu sagen: Die Zukunft der Intensivmedizin liegt in der intelligenten Integration von KI, um die Patientenversorgung zu optimieren, Ressourcen effizient einzusetzen und letztendlich das Gesundheitssystem nachhaltig zu verbessern.

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Priv. Doz. Dr. med. Lukas Martin, MHBA
Intensivmediziner, Chief Medical Officer und Co-Gründer MedTech-Unternehmen Clinomic