Bessere Versorgung

Über vier Millionen Menschen sind in Deutschland auf Pflege angewiesen – Tendenz steigend. Schätzungen zufolge sollen es in fünf Jahren sechs Millionen Menschen sein. Pflegedienste sind bereits heute überlastet und der Fachkräftemangel macht auch vor dieser Branche nicht Halt. Der Gesetzgeber hat sich deshalb zahlreiche Maßnahmen überlegt, um die Pflege zu modernisieren und zu digitalisieren. So soll die Anbindung der Einrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) Zeit sparen, die Kommunikation vereinfachen und dadurch die Versorgung verbessern. Wie das funktionieren kann, erklärt Markus Linnemann, Vice President eHealth bei secunet.

Konnektor, Highspeedkonnektor und TI-Gateway:
Die Entwicklung der TI im Schnelldurchlauf

Ob ePa (elektronische Patientenakte), E-Rezept (elektronisches Rezept) oder KIM (Kommunikation im Medizinwesen): Für alle digitalen Dienste ist eine sichere Datenübertragung essenziell. Hier kommt die TI ins Spiel, auch „Datenautobahn des Gesundheitswesens“ genannt. Sie vernetzt alle Akteure miteinander, darunter Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäuser, Krankenkassen, Physiotherapeuten sowie Reha- und Vorsorgeeinrichtungen. Für eine sichere Verbindung waren bisher stationäre Konnektoren notwendig. Dies änderte sich Ende letzten Jahres mit der Zulassung von Highspeedkonnektoren, die den Aufwand in Betrieb und Administration erheblich reduzieren. Die serverbasierte Lösung ersetzt eine Vielzahl an Konnektoren und ermöglicht Leistungserbringern als Herzstück des TI-Gateway (TIG) eine sichere TI-Anbindung – auch ohne eigenen physischen Konnektor. So können nun auch kleinere und mobil agierende Leistungserbringer neben großen stationären Pflegeeinrichtungen problemlos an die TI angebunden werden. Die Anbindung läuft über einen Internetanschluss an ein geprüftes Rechenzentrum. Dabei steht der Datenschutz stets im Vordergrund. Denn nur so können medizinische Dokumente fälschungs- und rechtssicher ausgetauscht werden. Eine verschlüsselte Kommunikation verhindert den unerlaubten Zugriff Dritter auf sensible Daten. Das TIG dient bereits als Basis und Brücke zur nächsten Entwicklungsstufe, der TI 2.0, die in den kommenden Jahren in einzelnen Schritten an den Start gehen soll.

Wieso, weshalb, warum – Welchen Nutzen hat die
TI-Anbindung für die Pflege?

Die beschriebene technische Seite ist notwendig, um alle Akteure im Gesundheitswesen zu vernetzen und die Kommunikation untereinander zu vereinfachen. Pflegeeinrichtungen können dadurch beispielsweise KIM (Kommunikation im Medizinwesen) für Abstimmungen nutzen, die aktuelle Medikation aus der ePa abrufen oder zukünftig die elektronische Verordnung (eVO) bearbeiten. Die TI-Anbindung reduziert den bürokratischen Aufwand und optimiert so Arbeits- und Organisationsprozesse in der ambulanten und stationären Pflege. Mit Zustimmung der Patient*innen erhalten Pflegeeinrichtungen zudem Einsicht in deren Kranken- und Behandlungsgeschichte – digital, übersichtlich und zum Teil ortsunabhängig. 

Die TI-Anbindung in der Praxis: Das müssen
Pflegeeinrichtungen jetzt wissen

Um den Weg in die TI so reibungslos wie möglich zu gestalten, empfiehlt es sich einen Dienstleister zu kontaktieren, der unterstützen kann und beratend zur Seite steht. Für den Installationstag braucht es eine entsprechende Vorbereitung. Die gematik, die Nationale Agentur für Digitale Medizin, hat für die TI-Anbindung eine Checkliste erstellt. Demnach benötigen Pflegeeinrichtungen: 

- einen elektronischen Heilberufsausweis (eHBA)

- eine Institutionskarte (SMC-B)

- einen Konnektor (physisch) oder einen Anschluss an das TI-Gateway (serverbasiert)

- ein E-Health Kartenterminal

- einen TI-Dienstleister

- eine Internetverbindung

- einen Zugangsdienst zum virtuellen privaten Netzwerk (VPN) bei Nutzung eines lokalen Konnektors
(beim TI- Gateway wird lediglich der TI-Gateway-Client benötigt)

- ein Systemupdate der Pflegesoftware

- einen Vertrag mit einem KIM-Anbieter

Durch die digitale Vernetzung aller Leistungserbringer entwickelt sich nicht nur die Telematikinfrastruktur weiter, auch die Versorgung wird auf ein neues Level gehoben. Sicher, vernetzt und nutzerorientiert: So sieht die Gesundheitsversorgung der Zukunft aus.

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Markus Linnemann
Vice President eHealth I secunet Security Networks AG