KI im Praxisalltag von Psychotherapeuten
Psychotherapeuten verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit – etwa 38% der Arbeitswoche – mit administrativen Aufgaben wie der Sitzungsdokumentation und dem Verfassen von Berichten. Obwohl diese Tätigkeiten unerlässlich sind, reduzieren sie die Zeit für die direkte Arbeit mit den Patienten und erhöhen die Arbeitsbelastung auf der Seite der Behandelnden. Die Entlastung von diesem administrativen Aufwand ist entscheidend, um die Effizienz und Arbeitszufriedenheit zu steigern und den Fokus mehr auf die eigentliche Gesundheitsversorgung zu legen.
Künstliche Intelligenz bietet vielversprechende Unterstützung, um diese wiederkehrenden administrativen Aufgaben zu minimieren und sich nahtlos in den therapeutischen Prozess zu integrieren. Neue KI-Tools können bspw. Sitzungsaufzeichnungen transkribieren, Zusammenfassungen in Form von Sitzungsprotokollen erstellen und sogar psychologische Berichte basierend auf den Eingaben der Therapeuten schreiben. Indem derartige administrative Tätigkeiten übernommen werden, ermöglicht KI den Fachkräften, sich mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung zu nehmen. Darüber hinaus führt der Einsatz solcher Tools nicht nur zu Zeiteinsparungen, sondern kann auch zur Qualitätsverbesserung beitragen. Z.B. findet bei der Dokumentation keine Ablenkung mehr durch das Mitschreiben statt und gleichzeitig können Details erfasst werden, die bei handschriftlichen Notizen leicht übersehen werden können.
Trotz dieser Vorteile werfen KI-Modelle in der Psychotherapie Fragen zur Datensicherheit und zur Einhaltung europäischer Vorschriften auf. Um dem gerecht zu werden, sollten Patientendaten auf DSGVO-konformen Servern in Europa verarbeitet werden, damit die Einhaltung dieser Standards sichergestellt ist. Zusätzlich sollten Nutzer ihr Augenmerk auf Themen wie Datenspeicherung und -kontrolle sowie eventuelle Trainingszwecke richten, wenn es um die Auswahl geeigneter Tools geht. Die Einhaltung der DSGVO und ähnlicher Vorschriften ist unerlässlich, um den Schutz sensibler Patientendaten zu gewährleisten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Software die unterschiedlichen Herangehensweisen von Therapeuten mit verschiedenen Patienten respektieren muss, um einen „One-size-fits-all“-Ansatz zu vermeiden und die Behandlung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anzupassen sowie die Flexibilität in der therapeutischen Praxis zu wahren. Anstatt Therapeuten zu ersetzen, können KI-Tools als kollaborative Partner agieren, die datengestützte Entscheidungen unterstützen, während die menschliche Note erhalten bleibt. KI kann große Mengen an Sitzungsdaten verarbeiten, auf Unmengen an Fachliteratur zurückgreifen und dazu beitragen, dass Therapeuten organisiert bleiben und sich auf den therapeutischen Prozess konzentrieren.
Für die Entwicklung sicherer und wirksamer KI-Tools in der Psychotherapie ist daher eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich. Psychotherapeuten, Datenwissenschaftler und Rechtsexperten müssen eng zusammenarbeiten. Diese umfassende Bewertung kann sicherstellen, dass KI-Tools die Ziele der Psychotherapie tatsächlich unterstützen, Arbeitsbelastung reduzieren und nicht unbeabsichtigt das Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Patient untergraben.
Virtueller Assistent auf KI-Basis
Der Bedarf an Lösungen, die Psychotherapeuten bei der effektiven Bewältigung ihres administrativen Arbeitsaufwands unterstützen, wächst. VIA HealthTech, von Lion Langer und Manuel Gremblewski gegründet, entwickelt eine Plattform, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. VIA ist das erste LLM-basierte Tool für die Psychotherapie, das das Erstellen von Sitzungsnotizen und das Schreiben von psychologischen Berichten nahezu automatisiert. Ziel ist es, den bisherigen Zeitaufwand für Dokumentation und Berichterstellung, je nach Therapeut, um bis zu 80 % zu reduzieren und Psychotherapeuten ein praxisnahes Werkzeug zu bieten.
Anders als viele andere Anbieter in diesem Gebiet, richtet sich VIA mit ihrem Ansatz nicht an Patienten, sondern an die Therapeuten. Damit setzen sie sich klar vom Trend digitaler Gesundheitstools ab und stärken die Rolle menschlicher Therapeuten – der wichtigsten Ressource in der mentalen Gesundheitsversorgung. Die Plattform legt großen Wert auf Datenschutz und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zum Schutz der Patientendaten bei voller Kontrolle durch die Therapeuten. Durch die Balance von Effizienz und regulatorischer Verantwortung zeigt VIA HealthTech, wie KI einen positiven Beitrag zur psychischen Gesundheitsversorgung leisten kann.
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