Generationenwechsel in Pflegeberufen
Pflegeberufe stehen in Deutschland vor umfassenden Veränderungen, woran der Generationenwechsel einen entscheidenden Anteil hat. Dieser wiederum resultiert aus dem Fachkräftemangel und dem damit in Zusammenhang stehenden demographischen Wandel. Viele erfahrene Pflegekräfte gehen in Rente, doch es kommen keine oder zu wenige Nachwuchskräfte nach. Anke Jakobs, die Ressortleiterin für praktische Ausbildung der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH, verweist auf eine sich abzeichnende Alterslücke, da viele der heutigen Pflegekräfte bereits zwischen 45 und 55 Jahre alt sind. Diese haben zudem einen anderen Blick auf die Arbeit als die jüngere Generation, denen gerade eine ausgeglichene Life-Work-Balance sehr wichtig sei. Daher brauche es Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten und einen lösungsorientierten Ansatz. Jeder und jede solle die gleiche Wertschätzung in der Ausbildung erfahren. Dabei könnten die älteren Pflegekräfte den jüngeren Leuten wertvolle Tipps mit auf den Weg geben. Gleichzeitig gelte es, sich wiederholende Routinen zu hinterfragen und neu zu interpretieren.
In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, wie der Pflegeberuf für Nachwuchskräfte interessanter gemacht werden kann. Ein Beispiel für einen Träger, der den Generationenwechsel in der Pflege erfolgreich angeht, ist die Caritas. Zumindest in der Führungsebene wurde dieser bereits vollzogen. Doch auch in der Pflegeausbildung hat die Caritas inzwischen erfolgreich Schritte unternommen, um den Fachkräftemangel und Pflegenotstand abzumildern. Dazu setzt die Caritas auch auf ungewöhnliche Aktionen wie Poetry Slams, um gerade den Nachwuchs zu erreichen und für Pflegeberufe zu begeistern.
Viele Pflegekräfte fordern zu Recht eine bessere Bezahlung. Aber auch eine Anpassung an die Lebenswelten der jüngeren Generationen und Verständnis füreinander sind dringend gefordert. Arbeit ist wichtig, aber eben nicht das Einzige im Leben. Zeitliche Flexibilität ist in dieser Hinsicht entscheidend. Zugleich würde sich über eine bessere Entlohnung die Anwerbung junger Pflegekräfte einfacher gestalten und den Beruf überhaupt attraktiver machen.
Nachfolgend finden sich fünf mögliche Trends, über die der Wissens- und Kompetenztransfer in der Pflegebranche erfolgreich bewältigt werden könnte.
Trend 1: Lebenslanges Lernen – Weiterbildung und Selbstverantwortung
Dieses Konzept beschreibt die Weiterentwicklung von Wissen, aber auch Qualifikationen und Kompetenzen und damit auch im Pflegebereich. Eine Pflegekraft könnte beispielweise eine Weiterbildung absolvieren, um eine neue berufliche Spezialisierung zu erlangen. Es geht dabei stark um das Thema Selbstverantwortung. Für die finanziellen Mittel, um diese zu ermöglichen, ist dagegen der Arbeitgeber, also etwa ein bestimmtes Klinikum, verantwortlich. Kontinuierliches Lernen bildet den besten Weg, um Herausforderungen, die im Zusammenhang mit dem Wandel im Gesundheitswesen stehen, zu bewältigen.
Trend 2: Jüngere Pflegekräfte lernen von ihren älteren Kolleg*innen
Dass jüngere, angehende Pflegekräfte von den älteren Personen im Berufsstand lernen sollten, versteht sich beinahe von selbst. Vom Kontakt zwischen den verschiedenen Altersgruppen und einem Verständnis füreinander profitieren am Ende nicht nur die Patienten und Patientinnen. Die eine Gruppe erhält jeweils Einblicke in die Lebenswelten der anderen. Zugleich wird dadurch Toleranz und Respekt füreinander gefördert. Auch viele Senior*innen in Altersheimen haben kaum Kontakt nach draußen und zu anderen Altersgruppen. Da bietet es sich an, jüngere Pflegekräfte anzuwerben, zu fördern und aktiv einzustellen. Nicht zuletzt kann dadurch der Vereinsamung Vorschub geleistet werden.
Trend 3: Generationenübergreifende Pflege, um das gegenseitige Verständnis zu fördern
Dieses Modell bietet eine Möglichkeit, die Generationen wieder näher zusammenzubringen. So könnten Kindergruppen aus Kitas die Bewohner und Bewohnerinnen im Altersheim besuchen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Ein Spaziergang oder gemeinsames Singen und Musizieren kann wahre Wunder vollbringen. Beide Seiten prägt dies im besten Fall positiv. Auch hier spielen Lernen, Respekt und Verständnis eine wichtige Rolle. Schließlich ist Kinderlachen gut für die Gesundheit und die Freude oder Unbeschwertheit der Kinder fördert das Wohlbefinden der älteren Generation.
Trend 4: Digitalisierung als Chance, um gemeinsam etwas zu verwirklichen
In der Zusammenarbeit zwischen jüngerer und älterer Generation im Pflegebereich bietet die Digitalisierung eine enorme Chance, da gerade hier die jüngeren Digital Natives den älteren Pflegekräften aktiv etwas beibringen können. Obwohl die Digitalisierung schon seit geraumer Zeit in aller Munde ist, tut sich die ältere Generation nach wie vor schwerer mit dem konkreten Umgang. Da kann beispielsweise ein Reverse Mentoring-Programm erstrebenswert sein.
Trend 5: Der demographische Wandel als übergeordnete Entwicklung und Herausforderung
Der demographische Wandel ist nicht mehr aufzuhalten und damit ist es dringend nötig, dass ein schneller Wissens- und Kompetenztransfer in den Pflegeberufen stattfindet. Um die Digitalisierung kommt dann sowieso niemand mehr drumherum. Um letztendlich wettbewerbsfähig zu bleiben und ein vollumfängliches Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten, muss der Übergang zur jüngeren Generation erfolgreich sein. Es braucht neue Strategien, wie Job-Tandems, wo ein kontinuierlicher Wissenstransfer gewährleistet wird.
Vorheriger Artikel Nächster Artikel