Menschen für Menschen – dank intelligenter Technik

KI in aller Munde, Technik auf dem Vormarsch. Das schürt nicht nur Hoffnungen, das schürt auch Ängste und Ressentiments. Es liegt in der Natur und somit vermutlich auch dem Überlebenstrieb des Homo sapiens (?), Neuigkeiten und Veränderungen kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen. Generell gesprochen hat es sich im Lauf der Geschichte des Öfteren als vorteilhaft erwiesen, nicht alles was neu ist, sofort unerforscht in den Einsatz zu bringen. Was sind wir froh, dass bei der Zuverlässigkeit der Innovation und der korrespondierenden Netzabdeckung in Deutschland die selbstfahrenden Autos noch lange nicht der Standard sind.

So wie Teile der Menschheit zum Zeitpunkt der Erfindung der Eisenbahn fürchteten, der Körper könne dem neu erfahrenen Tempo physiologisch nicht standhalten, so finden sich auch heute viel zu viele Angstschürer und Innovationsgegner. Gerade in der Medizin erleben wir bedauerlich oft die Haltung: „Change is great, as long as for me everything stays the same.“ Gerade hier kann und muss ein Umdenken einsetzen.

Denn gerade jetzt stehen wir an einem Scheideweg, befinden uns in einer Situation, in der uns die Technik mehr als opportun ist: der demographische Wandel, der aggravierte Fachkräftemangel und der erfolgreiche Einsatz neuer Technologien katalysieren und erlauben bis dato ungeahnte Möglichkeiten und Chancen. Intelligente, dynamische Digitalisierung kann und wird den Arzt befreien und uns in der Medizin wieder deutlich mehr Freiräume für die Hauptperson schenken: den Patienten. 

Wir sind bereits jetzt so weit, dass Technologien uns den Großteil aller bürokratischen und buchhalterischen Aufgaben abnehmen können, es kommt auf den Einsatz und die Akzeptanz an. Sobald diese wächst kommt den Menschen endlich wieder der Großteil ihrer Zeit zugute. Die Technologie ist da, die Programme existieren, wachsen und werden rapide weiterentwickelt zum Wohle der Medizin. Logischerweise besteht hier laufend Entwicklungspotenzial und noch ist nicht alles perfekt. Sehen wie die Parallele in anderen Industrien: Bereits vor Jahrzehnten war es möglich mit dem Auto 250 km/h und mehr zu fahren, dennoch tun wir es heute meistens lieber in modernen Fahrzeugen. Was ich damit zum Ausdruck bringe: Die Freude an der Entwicklung, der Innovationshunger der damaligen Ingenieure haben es überhaupt erst möglich gemacht, dass die Evolution der Technik voranschreitet. Es bedurfte des Mutes und der Neugier, es auszuprobieren, um dorthin zu gelangen, wo wir heute stehen. Ebenso verhält es sich mit der Innovation im Gesundheitswesen – seien wir also mutig und probieren wir neue Dinge. Produkte entwickeln statt großer Worte, die Zeit ist reif.

Die Technik ist unser Sklave, nicht wir der ihrige und in diesem Sinne werden wir sie auch weiterhin bändigen und zunehmend in unserem Interesse einsetzen: zum Wohl unserer Patienten. Bürokratischer Wahn und Papierflut, die wir Menschen uns über die Jahre oktroyiert haben, lassen sich ideal auf technische Helfer abwälzen. Aus der Papierflut wird die Datenflut, welche sich kanalisieren, bündeln und technisch lösen lässt.

Also packen wir es an und entwickeln wir gemeinsam weiter. Lasst uns Wissen auf- und Ängste abbauen, im Sinne unserer Patienten. Weg von der Tastatur, hin zum Menschen, dank KI und einer Offenheit für Innovation.

Dominik Pförringer forscht und katalysiert im Bereich Digital Health, ist Akademischer Direktor des TUM Venture Lab Healthcare, Orthopäde & Unfallchirurg und Veranstalter des Digital Health Summit (DHS) in München. Weitere Infos unter DigitalHealthSummit.de  und Doctos.de.

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PD Dr. Dominik Pförringer
Klinikum Rechts der Isar I doctos.de