In 100 Jahren zum Mars

Da habe ich nicht schlecht gestaunt. 2019 hatte der Projektmanagementverband einen Besuch beim lokalen Chapter in Dubai organisiert – und die erste Folie, die die Kollegen vor Ort aufgelegt hatten, war eine detaillierte Projektplanung der Marsbesiedlung in 100 Jahren. Damals ist mir klar geworden: Wenn wir Großes erreichen wollen, müssen wir Dinge anders machen als heute. Vor allem sollten wir uns als Menschen anders aufstellen und zusammenarbeiten.

Ich arbeite heute mit Inhaber/innen von mittelständischen Firmen. Sie wollen einen Impact machen, ob mit ökologischer Textilproduktion, mit Destillieranlagen, mit Medizintechnik oder mit Wundheilmitteln. Was sie verbindet: Sie sind nicht angetreten, um möglichst viel Umsatz zu machen. Sondern: Sie wollen etwas in dieser Welt verbessern. Eine große Vision Wirklichkeit werden lassen – so wie die Kollegen 2019 mit ihrem Plan der Marsbesiedelung. 

Hindernisse aus dem Weg räumen. Typisch: Eine Inhaberin sitzt vor mir. Wir arbeiten an ihrer Firmenstrategie und planen anschließend die Umsetzung. Irgendwann gibt sie einen Stoßseufzer von sich. Sie sagt: „Ich wünsche mir, dass alle in der Firma das gleiche Verständnis haben. Wir haben eben keine Kunden, sondern Patienten, denen wir helfen wollen.“ Ihr Problem: Sie zweifelt, ob sich das Team wirklich genug mit der großen Vision vom Gründerteam identifiziert. Gehen sie die berühmte Extrameile? Oder, wie meine Kundin es nennt: „Selbst im Marketing geht es nicht darum, einfach einen Button von blau auf rot umzufärben. Jedem soll dabei klar sein: ‚Ich verändere ein Stück die Welt.‘“

Wie du das Team ins Boot bekommst. Große Ziele und Spitzenleistung erreichst du nur mit Mitarbeitenden, die sich voll und ganz in deiner Firma einbringen. „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Ich würde es umformulieren: „Um eine große Vision in die Welt zu bringen, brauchst du ein Hochleistungsteam.“ Wie bitte? Hochleistung bei Impact? Was erst einmal wie ein Widerspruch klingt, ist ein MUST. Manche Kunden von mir im Health Bereich spenden 20% (!) ihrer Gewinne. Sie starten gemeinnützigeInitiativen. Es geht, weil sie hochprofitabel sind. Das Geheimnis ihres Erfolges ist eine Unternehmenskultur des gegenseitigen Gebens und Nehmens. Heißt: Diese Unternehmen stellen hohe Ansprüche an ihre Mitarbeitenden, bieten aber auch ganz viel. Auf der einen Seite: Wer keine gute Leistung bringt, muss gehen. Auf der anderen stehen Bewerber auch in Zeiten von Fachkräftemangel bei ihnen Schlange. Warum ist das so? Weil sie für etwas stehen. Weil sie bekannt sind für ihre große Vision. Und sehr gute Vergünstigungen für ihr Team bieten. Home Office Regelungen und flexible Arbeitszeiten hatten sie oft schon lange, bevor New Work in aller Munde war. Vergünstigungen für ihr Team bieten. Home Office Regelungen und flexible Arbeitszeiten hatten sie oft schon lange, bevor New Work in aller Munde war.

Fördern und Fordern. Ob du die Marsbesiedelung in 100 Jahren planst oder deine große Vision mit Impact umsetzt, macht gar nicht so einen großen Unterschied. Hier schließt sich der Kreis. Wenn ich mit Klienten arbeite, schließt sich an die Erarbeitung der Strategie im Inhaberkreis immer die Arbeit mit der restlichen Führungsrunde an. Anschließend holen beide zusammen das Gesamtteam ins Boot. 

Wie erzeugst du eine Aufbruchsstimmung? So dass der sprichwörtliche Ruck durch deine Belegschaft geht? Anstatt zu Powerpoint-Folien mit nüchternen Geschäftszahlen aufzulegen, hatte ich mit meiner Klientin gemeinsam diese Ansprache erarbeitet: „Wie ihr alle wisst, sind wir dafürda, um Patienten zu helfen. Und ich freue mich, dass wir letztes Jahr bereits 50.000 Menschen mit unseren Produkten geholfen haben. Dafürdanke ich euch, dass ihr dies möglich gemacht und das Leben dieser Menschen verbessert habt. Das macht mich stolz, und ich möchte, dass ihr mit mir kommt und die Extrameile geht, damit wir dieses Jahr noch fürsorglicher werden und noch mehr Menschen mit unseren Produkten helfen.“ So ähnlich hat es John F. Kennedy 1962 mit seiner Ansprache an die Nation zur Mondlandung gemacht.

Und so etwas hatten auch die Dubai-Planer für ihre Marsbesiedelung eingeplant. Also: Dort wie bei uns können wir Großes erreichen - wenn das Team dabei mitzieht.

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Paula Brandt
Unternehmensinhaberin, THE IMPACT LEADER COMPANY