Wir brauchen in den Führungsetagen mehr emotionale Intelligenz

In Führungspositionen sind technische Fähigkeiten und Fachwissen von entscheidender Bedeutung, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber sie sind nicht die einzigen Erfolgsfaktoren. Genauso wichtig ist die Fähigkeit, komplexe menschliche Dynamiken zu steuern, Teams zu inspirieren und eine positive Arbeitskultur zu fördern. 

Hier erweist sich die emotionale Intelligenz als entscheidender Faktor. Gerade in der Executive Search im Bereich akademische und medizinische Einrichtungen, Krankenhäuser aller Versorgungsstufen und Unternehmen aus den Branchen Pharma, MedTech, E-Health suche ich immer wieder Kandidaten, die über eine starke emotionale Intelligenz verfügen. Denn die Herausforderungen, einer Führungsposition in einer Branche mit starkem Kostendruck, hoher menschlicher Komponente und mit großem Nachholbedarf in der Digitalisierung, lassen sich häufig nur mit hoher emotionaler Intelligenz bewältigen. 

Gerade die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, die auch in der Gesundheitsbranche große Veränderungen bringen wird, sind Führungskräfte notwendig, die den Nutzen dieser technologischen Entwicklungen erkennen – und diese Motivation mit anderen Menschen teilen können. Das ist emotionale Intelligenz. Und sie ist längst von einem Soft-Skill zu einem Must-have geworden. 

Führungskräfte mit entwickelter emotionaler Intelligenz verstehen die Emotionen, Perspektiven und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und können sie nachempfinden. Dadurch fördern sie Vertrauen, Loyalität und Zusammenarbeit – in einem Arbeitnehmermarkt ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Solche Führungskräfte hören aktiv zu, erkennen die einzigartigen Stärken ihrer Teammitglieder, fördern sie und schaffen ein integratives Umfeld, das Engagement und Innovation unterstützt.

Nicht zuletzt spielt die Führung mit emotionaler Intelligenz eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Wenn Führungskräfte der ganzheitlichen Entwicklung ihrer Teammitglieder Priorität einräumen und sich um sie kümmern, schaffen sie ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Sinns. Emotional intelligente Führungskräfte schaffen eine unterstützende Kultur, fördern die Work-Life-Balance und bieten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung führt.

Sie können ihre Vision, Ziele und Erwartungen klar und authentisch kommunizieren und verfügen über die Fähigkeit, schwierige Gespräche zu führen, Konflikte zu lösen und konstruktives Feedback zu geben. Solche offene und transparente Kommunikation minimiert Missverständnisse und schafft eine Kultur des Vertrauens und des Respekts. Sie helfen ihren Teams, Resilienz zu entwickeln, ein entscheidender Faktor für den Erfolg in einer dynamischen Geschäftswelt.

Denn Künstliche Intelligenz und weitere Automatisierungen werden sich auch in der Gesundheitsbranche durchsetzen. Der Anteil physisch-mechanischer Skills wird abnehmen, technologischer Skills wie IT-Kenntnisse werden zunehmen. Es ist sicher, dass durch KI viele Jobs automatisiert werden – und einfach wegfallen. Gleichzeitig führt die Entwicklung zu vielen komplett neuen oder stark veränderten Positionen. Sie werden es erraten: Emotionale Intelligenz ist hier eine Kernkompetenz, die sich Angestellte bei diesem Wandel bewusst machen sollten. Denn die neuen Jobs werden emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz verlangen.

Gerade weil Automatisierung und der Verlust von Arbeitsplätzen zu gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Herausforderungen führen, weil Menschen unzufrieden werden, sich überfordert und alleingelassen fühlen, werden die guten Führungskräfte in der Lage sein müssen, Sinnhaftigkeit von Aufgaben und eine positive Neugier auf die Zukunft zu vermitteln. Damit Mitarbeiter Resilienz statt Resignation entwickeln.

Derzeit wird viel über das diskutiert, was Künstliche Intelligenz alles kann - dabei sollten wir mehr darüber sprechen, wo wir KI nicht haben wollen. Denn es geht nicht um einen Kampf Mensch gegen Maschine, sondern um eine fundierte Abwägung und Entscheidung. Eine KI ist nur so gut, wie die EI, die sie einsetzt. Computer und Künstliche Intelligenz sind Helfer, die uns die Arbeit erleichtern, doch Menschen werden es immer bevorzugen sich von einem Menschen statt von einer Maschine führen und inspirieren zu lassen.

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Patrick Haberland
Managing Partner, European Life Sciences Practice DHR Global