Burnout-Prävention durch New Work
Mediziner:innen und medizinisches Fachpersonal haben einen anspruchsvollen und stressigen Arbeitsalltag. Sowohl in der Klink als auch in der Praxis. Sie sind für das Wohlergehen einer Vielzahl von Patient:innen sowie Praxismitarbeiter:innen verantwortlich und haben wenig Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse. Überstunden, hoher Verwaltungsaufwand und personelle Engpässe führen zu einem hohen Druck.
Bereits in meiner Zeit als OP-Schwester und später als Praxismanagerin beobachtete ich, wie Ärzt:innen sich oft ausgebrannt fühlten. Durch die Pandemie können wir davon ausgehen, dass sich dies in den Jahren ab 2020 noch deutlich verschärft hat. Sie kümmern sich um die Gesundheit und das Wohl ihrer Patient:innen, legen den Fokus aber zu wenig auf ihre eigene Gesundheit. Selbst wenn durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen einiges an Zeit gewonnen wird, wird diese eher in liegengebliebener Arbeit, wie z.B. das Verfassen von Arztberichten, eingesetzt.
Ihre Arbeit ist oft mit Arbeitsunterbrechung verbunden, und Multitasking-Anforderungen stehen an der Tagesordnung. Die Anforderungen sind sowohl bei Mediziner:innen als auch beim medizinischen Fachpersonal so hoch, dass häufig geplante Aufgaben einfach vergessen werden und zu den bedeutenden Stressfaktoren gehören. Noch viel relevanter ist, dass durch notorisches Multitasking und Arbeitsunterbrechungen die kognitiven Funktionen gestresst werden. Darunter fallen z.B. das Erkennen von Problemen, die Fähigkeit zu priorisieren, unsere Empathie und die eigene Impulskontrolle.
Zusätzlich fängt der Mensch unter Stress leider an zu sparen. Das führt zu einer Verlustspirale. Mittagessen, Teambesprechungen und Hobbys nach Feierabend fallen als erstes weg. Wer aber Investitionen in sich selbst einspart, baut innere Ressourcen und Kraftquellen ab. Jede(r) fünfte Ärzt:in fällt in einen Burnout, da stellt sich die Frage: Was machen die anderen vier richtig? Aus der Forschung weiß man, dass Resilienz und Happiness ein Prozess ist, der durch Gewohnheiten und Entscheidungen hergestellt wird. Beziehungen sind die wichtigste Glücksquelle. Auch Patientenkontakte gehören dazu. Das heißt, bei allem Stress und Druck den Menschen dahinter wahrzunehmen, auch wenn es zeitlich nicht immer zu schaffen ist. Patientenkontakte sind eine wichtige Quelle für Zufriedenheit. Denn das ist ja schließlich der Grund, einen medizinischen Beruf ergriffen zu haben.
Ein Umdenken und Neudenken, neben der Digitalisierung im Gesundheitswesen, ist enorm wichtig. New Work in der Medizin zu implementieren kann entlasten und präventiv gegen Burnout wirken. Einige Schritte dazu sind Selbstverantwortung, den Teams die Möglichkeit geben, selbstgesteuert zu agieren, Arbeitsflexibilisierung und positiver sowie partizipativer Führungsstil.
Wir brauchen mehr Aufklärung in digitaler Medizin und New Work in der Medizin, die uns die Arbeit am und mit den Patient:innen erleichtern können. Und zwar nicht nur bei Ärzt:innen, sondern vor allem auch beim medizinischen Fachpersonal, das am Ende die Prozesse der Einführung zur Digitalen Medizin umsetzen und ganz nah an den Patient:innen sind.
Mirjam Jansen, Jansen medmedia Academy ><
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