Echter Erfolg geht nur gemeinsam
Das Thema Diversität – und hierbei allem voran Female Shift - ist in aller Munde. Uns begleiten tägliche Debatten, regelmäßige Analysen, Versuche der Umsetzung in Unternehmen. Auch mich beschäftigt dieses Thema – in der Tiefe allerdings erst relativ frisch.
Seit ich 2005 in meine erste Position eingestiegen bin – damals im Lebensmitteleinzelhandel – strebe ich danach, etwas zu bewegen, einen Unterschied zu machen, meine Themen sowie mich selbst und mein Team weiterzuentwickeln. Und das mit voller Leidenschaft und der Freude am täglichen Tun. Mein „Frausein“ erschien mir hierbei nie als Hindernis. Zwar fiel mir selbstverständlich auf, dass in den Führungsebenen allein Männer präsent waren, ich an sie ja auch berichtete - hinterfragt habe ich dies jedoch nie, auch nicht damit gehadert oder es als nachteilig empfunden.
Im Jahr 2010 wechselte ich in die Gesundheitsbranche. Eine sehr weibliche Branche. In den Führungsetagen jedoch das gleiche Bild: Männer. Lange Zeit habe ich auch in meiner neuen Branche diesbezüglich nichts hinterfragt, bin meinen Weg weiter gegangen. Bis zu meiner Schwangerschaft. Da wendete sich das Bild. Fragen kamen auf, die sich plötzlich nicht mehr um strategische Entwicklungsmöglichkeiten, operative Umsetzung oder Transformationsprozesse drehten, sondern um meine privaten Angelegenheiten. Wie lange ich Elternzeit nehmen würde, dass ich ja so nicht weiter machen könne, dass ich das doch nicht meinem Mann aufbürden dürfte, beruflich kürzer zu treten. Es war anmaßend und ich fragte mich unmittelbar, wieso ich plötzlich öffentlich in eine Verteidigungshaltung gehen und um meine Karriere bangen musste. Das Thema ließ mich nicht mehr los, ich führte viele Gespräche und sah plötzlich, dass meine Branche zwar sehr weiblich war, die Luft oben aber nicht dünner wurde, wie man so schön sagt, sondern immer männlicher. Wieso war das so? Warum hatte ich das vorher nie gesehen? Und vor allem: Wieso wurde ich plötzlich anders gesehen, allein weil ich schwanger war – nicht 1950, sondern im Jahr 2019?
Für mich war klar: Das konnte ich so nicht stehen lassen.
Aufgrund dieser Fragen und vieler persönlicher Gespräche mit Menschen, die Ähnliches erlebt hatten, habe ich zusammen mit Cornelia Wanke das Buch „Mission Possible“ veröffentlicht. Einen Mutmacher, der anhand der teils steinigen Wege von Frauen und Männern zeigt, dass jeder Traum von Karriere Wirklichkeit werden kann – mit dem richtigen Mindset, den entsprechenden Rahmenbedingungen und vor allem den richtigen Menschen an der Seite. Mit diesem Buch begann eine echte Reise und es zeigte mir sehr deutlich, dass Veränderung und Gleichberechtigung zusammen wirklich möglich sind – wenn Männer und Frauen sich gemeinsam dafür einsetzen.
Mein persönlicher Antrieb ist es seither, nicht mehr allein meinen Passionen Strategieentwicklung / Transformation und strategischem Netzwerkaufbau nachzugehen und unternehmerisch voranzukommen, sondern mich parallel in meinem Tun auch immer dafür einzusetzen, dass Frauen in der Gesundheitsbranche – und selbstverständlich auch branchenübergreifend – die gleichen Möglichkeiten und Chancen haben wie ihre männlichen Kollegen: Karriere zu machen und Führungspositionen zu besetzen.
Jeder Mensch, der danach strebt, sollte gefördert und dazu in die Lage versetzt werden, ihr oder sein volles Potential auszuschöpfen. Denn nur gemeinsam und in Vielfalt können wir wirklich erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt.
Das zweite Buch ist bereits in Arbeit. Sie dürfen gespannt sein. Die Reise hat gerade erst begonnen.
Dr. Susan Niemeyer,
Chief Transformation Officer,
HMM Deutschland GmbH ><