Faktor Frau im Gesundheitswesen
Diese beinhaltet eine starke Energie, die Großes bewegen kann. Und so lehrt es die Geschichte. Die erste Frauenbewegung nahm im 18. Jahrhundert in Europa ihren Start.
Bereits in den 1850er war Florence Nightingale, eine britische Krankenschwester, die Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege. Als einflussreiche Reformerin des Sanitätswesens und der Gesundheitsfürsorge in Großbritannien und Britisch-Indien nahm sie Einfluss auf mehrere Gesundheitsreformen und gilt heute als Pionierin für die moderne Philosophie der Krankenpflege.
Immer mehr Frauen übernehmen langsam die Initiative, Neues zu gestalten. So etablierte Ida Tin, die Gründerin von Clue, den Begriff Femtech2016. Lange war der Gesellschaft nicht bewusst, wie sich biologisch weibliche Körper von männlichen unterscheiden – dass sie andere Symptome spüren oder auf Medikamente anders reagieren. Dank Gründerinnen und weiblichen CEOs entstehen komplett neue Geschäftsmodelle. Die weiblichen Qualitäten, die uns in die Wiege gelegt werden, gehören zu diesem Profil der Führungspositionen immer mehr dazu: Empathie, Überzeugungskraft, Multitasking und Delegation.
Es existieren weiterhin Herausforderungen im Bereich des Fempreneurships. Dadurch, dass die meisten Investoren männlich sind, sind Gründerinnen bereits in der Gründungsphase oftmals benachteiligt. Ich selbst habe damals die Gründung von dermanostic gefährdet, da ich schwanger im 6. Monat auf die Bühne der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gegangen bin. Im Anschluss teilte der Geschäftsführer eines sehr bekannten Fonds meiner Mitgründerin Dr. Alice Martin und mir mit, dass wir das Preisgeld nicht erhalten, weil es keine gute Idee sei, schwanger zu gründen, und weil schon gar nicht zwei Ehepaare gemeinsam gründen sollten aufgrund des Scheidungsrisikos. Barbara Corcoran, US-Gründerin und später Investorin, sagte: „meine größten Erfolge kamen immer bald nach einer Niederlage.“
Was steckt im Gründer-Gen? Ist es vielleicht, dass wir immer den Ansporn haben, uns selbst zu beweisen, dass es doch geht? Ich kann mich ebenso sehr gut an ein Gespräch mit einem Leiter einer sehr bekannten staatlichen Institution erinnern, bei dem er mir mitteilte: „Frau Lang, das, was Sie vorhaben, wird nicht möglich sein.“ Vor drei Jahren konnte ich dazu nicht antworten. Heute antworten 150.000 Patienten auf diese Aussage mit einem 4,8-Sterne-Statement.
2007 hat das erste iPhone viel Kritik erhalten, u.a. von Steve Ballmer, damals CEO von Microsoft, der sagte: „Es besteht keine Chance, dass das iPhone nennenswerte Marktanteile erobern wird.“ Wieso dachte er so und was unterscheidet ihn von Steve Jobs? Visionär:innen haben die enorme Vorstellungskraft, zu verstehen, wie die Gesellschaft der Zukunft agieren wird und welche Bedürfnisse sie in der Zukunft hat. Mit unserer ersten Firma medilogin, die Dr. Alice Martin und ich 2018 gegründet haben - eine online Akademie für medizinisches Personal, die 100% weiblich geführt wird und bei der 90% der Mitarbeiter:innen weiblich sind - haben wir zu Beginn viel Skepsis erlebt, weil Alice noch in der Weiterbildung war und ich „doch erst gerade Fachärztin geworden bin“.
Vor der Gründung von dermanostic 2019 hörten wir häufig die Frage „Wer soll eine App nutzen, wenn man zum Arzt gehen kann? Und außerdem ist das nicht zugelassen.“ Zaha Hadid sagte, dass zu viele Menschen von den Methoden besessen sind, und das wird zum Dogma. Das beobachte ich in Deutschland. „Es geht nicht, das ist gesetzlich festgelegt“. Eine Welt in Schwarz-Weiß. Dabei sind es doch wir, unsere demokratische Gesellschaft, die die Gesetze erstellt und ändert im Laufe der Zeit, was richtig ist. Die Pandemie bewies, dass der Gang zum Arzt doch erspart bleiben kann. Und klar, eine Idee ist wichtig; dennoch paradoxerweise gleichzeitig nur dann wirklich wert, wenn die Umwandlung dieser durch das Team erreicht werden kann. Dermanostic existiert nur, weil sie von der IT programmiert wurde nach einer Vision, weil sie sichtbar ist dank Marketing, Sales & Presse, weil Patient:innen dem Patients‘ happiness-Team Rückfragen stellen können und unsere Dermatolog:innen einen echten Mehrwert bieten.
Auf unserer Reise danken wir vielen Menschen, wie dem 10xD-Team, unsere Digitalisierungsfreunde seit Beginn. Auch Tina Müller, eine der 100 einflussreichsten Managerinnen (Manager Magazin), die ebenso Teil des dermanostic-Teams ist und mit ihrer Expertise enorm unterstützt. Unsere Vision geht weit. Wir haben noch Vieles vor uns. Schauen wir raus aus unserem westlichen Kosmos, sehen wir, wieviel noch zu tun ist in anderen Ländern. Die iranische Revolution ist ein gutes Beispiel. Ich bin dankbar, wenn ich sehe, dass starke Frauen wie Düzen Tekkal mit ihren vier Schwestern als Menschenrechtsaktivistinnen sich als Lebensaufgabe gemacht haben, anderen Menschen eine Stimme zu geben. Diesen Menschen, die aus politischen Gründen keinen Zugang zum Arzt haben, helfen wir auch medizinisch. Wir sind selbst ein Teil der Veränderung, die wir für diese Welt wünschen.
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