Metaverse im Gesundheitswesen: eine neue Welt entsteht

Durch die Nutzung von virtueller Realität und anderen Metaverse-Technologien können Patient:innen und Gesundheitsdienstleister:innen auf neue und innovative Weise interagieren und die Gesundheitsversorgung im Ergebnis neu gestalten. Die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen, über die Überbrückung von Raum und Zeit, wird verbessert und fördert zeitgleich das Gesamterlebnis von Patient:innen (sog. „Patientenexperience“) und Anbieter:innen (sog. „Employeeexperience“). Der Zugang zu Gesundheitsdiensten in unterversorgten Gebieten wird damit ermöglicht, und der Rückgang von Komplikationen, Unter- oder Fehlversorgung kann die spätere Nachfrage nach Pflegeleistungen (z.B. Arztbesuche, Eingriffe) verringern. Auch während und nach einer Behandlung kann das Metaverse das „Erlebnis“ positiv beeinflussen (z. B. Schmerzablenkung), oder die Behandlung kann im Vorfeld besser auf den Patienten abgestimmt und geplant werden (Digitaler Zwilling). Größere Ereignisse wie Krankenhausaufenthalte, Wiedereinweisungen und Besuche in der Notaufnahme können dadurch verringert oder gar verhindert werden. Diese haben Auswirkungen auf die teuersten Aspekte der Gesundheitsversorgung.

Über ein durchgängiges Patientenmonitoring, frühzeitige und schnelle Kontaktaufnahme zum Behandler kann der Grundsatz „ambulant vor stationär“ verstärkt werden. Die Fähigkeit, in einer virtuellen Welt zu kommunizieren, wird immer wichtiger, um zu lehren und Erfahrungen zu sammeln. Dies kann zu einer höheren Betriebs- und Versorgungseffizienz führen. Betriebe können die Arbeitskultur durch innovative Arbeitsmittel verändern und das Berufsfeld attraktiver gestalten, was sich wiederum positiv auf den Fachkräftemangel auswirkt. Über die Skalierbarkeit sind zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten nicht in ihren Kapazitäten und Verfügbarkeiten beschränkt, und Ressourcen können gespart und zielgerichtet, sowie bedarfsorientiert eingesetzt werden. Um durch den Einsatz von Metaverse einen langfristigen Erfolg und einen nachhaltigen Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen, gilt es umfassende Aufklärung, Befähigung und Transparenz vorzunehmen. Da vor allem Anwender:innen immer noch Risiken mit der Verwendung von Gesundheitsangeboten in Metaverse verbinden, ist es umso wichtiger, die Anwender:innen in das Zentrum des Veränderungsprozesses zu stellen. Außerdem sollten Risiken, wie sich ändernde Anforderungen an den Datenschutz und die IT-Sicherheit, noch nicht ausgereifte Standards, fehlende technische Infrastrukturen und anfallende Investitionskosten, berücksichtigt, wahrgenommen und umfassend integriert werden.

Das Metaverse bietet eine „Patient Experience“ und „Employee Experience“, welche bislang in der Form nicht existent sind. Aktuell wird das Metaverse von den verschiedensten Akteuren noch als „Modewort“ verwendet, und es zeigt sich, dass das Thema im Gesundheitswesen noch rückständig ist und es wenige praktische Präzedenzfälle gibt. Unternehmen greifen dennoch das Thema auf und nutzen verschiedenste Kundenbedarfe, um die Technologie innerhalb der Industrie praktisch zu etablieren. Erste Pilotprojekte werden diskutiert, um ein technisches und fachliches Wissen aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln. 

Um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Metaverse zu gewährleisten und Chancen für die Gesundheitsversorgung zu schaffen, muss die Möglichkeit geboten werden, gemeinsam eine nachhaltigere, vielfältigere und integrativere Zukunft zu gestalten und sich diese vorzustellen. Eine Investition und Integration von Metaverse und deren Nutzung erscheint langfristig unabdingbar. Darüber hinaus erfüllt dies den Anspruch der Digitalisierungsstrategie, die Gesundheitsversorgung patientenorientiert auszurichten und Stabilität in der Finanzierung im Gesundheits- und Pflegewesen zu schaffen. Die virtuelle Zusammenarbeit bietet auch die Chance auf neuartige Geschäftsmodelle und Einsatzmöglichkeiten im Gesundheistwesen. 

Aktuelle technologische Entwicklungen wie "ChatGPT" zeigen, dass technische Innovationen zunehmend Einzug in das Gesundheitswesen halten und die Veränderung rasant fortschreitet. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Gesundheitswesen werden bereits analog zu anderen Wirtschaftsbereichen als prägend erachtet und führen zu kritischen Diskussionen. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, dass Zuständigkeiten und Standards klar definiert werden und die Aufklärung über Technologie mehr denn je zuvor gelebt wird. Unabhängig davon, welche technologische Entwicklung in den Vordergrund gestellt wird, ist es aus ethischer und gesellschaftlicher Sicht immer relevant, die sozialen Kompetenzen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass der Einsatz von Technologie nicht nur technologische Präzision hervorruft, sondern weiterhin die soziale Präzision im Vordergrund steht. Besonders im Umfeld von Gesundheit ist dies für mich ein bedeutender Faktor. Abschließend ist anzuführen, dass der Einsatz von digitalen Technologien immer ganzheitlich und umfassend betrachtet werden muss. Es ist wichtig, dass der Mensch als moralischer Akteur und als denkendes und fühlendes Wesen nicht übergangen wird und weiterhin im Vordergrund steht. 

Michaela Heinzle, Management Consultant, Accenture GmbH ><

Vorheriger Artikel Nächster Artikel
>> Metaverse im Gesundheitswesen: Verantwortungsvolle Nutzung ist eine Prämisse! <<
Michaela Heinzle
Management Consultant, Accenture GmbH