BGM braucht disruptive Innovationen
Im vergangenen Jahr erreichte die Anzahl der Krankheitstage zum zweiten Mal in Folge einen traurigen Rekordwert und stieg im Vergleich zu den Vorjahren bis 2021 um mehr als 50 %. Der Krankenstand, welcher angibt, wie viel Prozent der Erwerbstätigen an einem Kalendertag durchschnittlich arbeitsunfähig erkrankt waren, erreichte im letzten Jahr mit 6,76% einen bisher unerreichten Höchststand. Studien legen nahe, dass die Wurzel dieses Negativtrends in unserem Lebensstilliegt, insbesondere in sich verschlechternden Gewohnheiten. Erwachsene verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit bei der Arbeit, wodurch viele Gewohnheiten beeinflusst werden. Die Rolle von Unternehmen, ihren Mitarbeitern zu einem gesünderen Lebens- und Arbeitsstil zu verhelfen, ist daher von entscheidender Bedeutung. Bestätigt wird dies durch den rapiden Investitionsanstieg in Programme zur Förderung der Mitarbeitergesundheit. Bei den allermeisten Maßnahmen handelt es sich jedoch um kurzfristige Beratungen und Lösungen, die das eigentliche Problem nicht angehen – ungesunde Gewohnheiten, die maßgebend für den hohen Krankenstand sind. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verhaltensänderung ist die wichtigste Voraussetzung für eine wirksame Lösung eine Interventionsdauer von mindestens 6-8 Wochen. Über 90% der etablierten Gesundheitsmaßnahmen wie Gesundheitstage und Work- shops sind daher absolut ungeeignet, um Mitarbeitenden bei der Entwicklung gesunder Alltagsroutinen zu helfen. Wenn wir dem hohen Krankenstand etwas entgegensetzen möchten, braucht es disruptive Veränderungen. Dazu gehört, die Anspruchshaltung gegenüber Präventionsmaßnahmen zu erhöhen und sie strikt danach zu bewerten, ob sie in der Lage sind, den Großteil der Beschäftigten zu erreichen und bei diesen messbare Verbesserungen zu bewirken. Ich habe den Wunsch, wirklich etwas zu verändern und habe deshalb Deep Care gegründet und einen völlig neuen Ansatz ge- schaffen. Dieser befasst sich konsequent mit den eigentlichen Ursachen, basiert auf aktuellen Forschungsgrundlagen und eröffnet durch modernste Technologien und künstliche Intelligenz völlig neue Möglichkeiten für die Gesunderhaltung. In einem zweijährigen Entwicklungsprozess haben wir Isa ent- wickelt, eine sensor- und KI-basierte Gesundheitsassistenz. Das Smartphone-große Gerät begleitet Bürobeschäftigte über mehrere Wochen, um ihnen individuelle Gesundheitsrisiken im Arbeitsalltag aufzuzeigen und diese nachhaltig zu adressieren. Im vergangenen Jahr haben 120 Unternehmen wie E.ON, Bosch und die Deutsche Bahn sowie sieben Krankenkassen, darunter AOK und Die Techniker, die digitale Lösung im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung eingeführt. In all diesen fortlaufenden Projekten konnte ein messbarer Effekt auf das Gesundheitsverhalten erreicht werden. Die Verbindung von Sensorik und Künstlicher Intelligenz eröffnet völlig neue Möglichkeiten für Prävention. Durch die Erfassung von Verhaltensfaktoren wie Körperhaltung, Bewegung und Trinkverhalten sowie Verhält- nisfaktoren wie Luftqualität, Lichtintensität und die Ergonomie von Arbeitsmitteln können wir das Silodenken überwinden und die Gesundheit am Arbeitsplatz ganzheitlich fördern. Wir müssen anfangen, neue Wege zu gehen, denn wenn wir in die Zukunft blicken, ist eine der drei wichtigsten Herausforderungen für die Menschheit zweifellos die Gesundheit. Die Anzahl der Pflegekräfte nimmt ab, während unser Lebensstil sich verschlechtert. Als die jetzige Generation ist es unsere Verantwortung, uns auf diese Herausforderung vorzubereiten. Ein Ansatz besteht darin, wirksame Therapien für Kranke zu entwickeln, aber meine Präferenz liegt darin, die Menschen zu schützen, indem wir die Ursache angehen und das Wohlbefinden durch den Einsatz sinnvoller Technologien erhalten.
„Wir müssen anfangen, neue Wege zu gehen, denn wenn wir in die Zukunft blicken, ist eine der drei wichtigsten Herausforderungen für die Menschheit zweifellos die Gesundheit.“
Vorheriger Artikel Nächster Artikel