Schon mal gehört? „Pflichtenheft oder Lastenheft?“
Zu Beginn eines IT-Projekts werden gerne mal Dokumente erstellt, die beschreiben bzw. definieren, was eine digitale Lösung am Ende alles können soll. Dabei werden oft Begriffe wie „Pflichtenheft“ und „Lastenheft“ verwendet und auch miteinander verwechselt. Es gibt aber wesentliche Unterschiede! In beiden Fällen soll das Dokument beschreiben, was eine digitale Lösung können soll, um insbesondere unter allen beteiligten Personen und Parteien eines Projektes ein gemeinsames Verständnis des Produktes zu schaffen. In einem Lastenheft wird jedoch nur beschrieben, was erreicht oder gelöst werden soll, ohne festzulegen, wie genau dies geschehen soll. Ein Pflichtenheft dagegen legt zusätzlich fest, wie dies zu geschehen hat. Ein Beispiel aus der Medizin für eine Beschreibung aus einem Lastenheft: „Es soll eine Lösung geben, damit es Ärzt*innen möglich ist, an die Organe eines Menschen zu kommen, um an diesen Operationen durchzuführen.“ In einem Pflichtenheft würde ergänzend stehen: „Dies soll gelöst werden durch einen scharfen Gegenstand, welches in die Handgenommen werden kann, um damit die Patient*innen mit einem sehr präzisen Schnitt aufschneiden zu können.“ Die Lösung: Ein Skalpell.Die Beschreibung in einem Pflichtenheft ist sehr konkret, spezifisch, kleinteilig und möglichst eindeutig. Warum? Um Missverständnisse zu vermeiden und kein Spielraum für (Fehl-)Interpretation zu erlauben. Unmissverständliche und kleinteilige Spezifikationen erlauben eine risikoreduzierte Umsetzung mit einem recht konkret bestimmbaren Aufwand und damit definiertem Budget, weshalb aus Projektmanagement- und Kostensicht ein Pflichtenheft gerne mal bevorzugt wird. Ein klarer Nachteil ist die fehlende Flexibilität, um auf aktuelle Situationen und Erkenntnisse während des Projektverlaufes reagieren zu können, da bereits alles am Anfang spezifiziert wurde. Ein Abweichen vom ursprünglichen Plan bedeutet in der Regel einen großen Aufwand, alles, was bereits durchdacht und konzipiert war, zu überdenken. Der Ansatz eines Lastenheftes (oder sogar weniger Beschreibung) erlaubt eine agile Softwareentwicklung (siehe TechLee- Artikel in der Ausgabe 6 (Januar 2024) des 10xd Magazins) – ein flexibles Vorgehen, bei dem in kleinen Schritten gearbeitet, regelmäßig Feedback eingeholt und Anpassungen vorgenommen werden, um ein optimales Endergebnis zu erreichen. Meine klare Empfehlung!
Egal, ob Pflichtenheft oder nicht: Am Ende zählt nur, dass es eine gute digitale Lösung ist!
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