Die digitale Transformation gelingt nur gemeinsam

Das Gesundheitswesen in Deutschland krankt an vielen Stellen, Personalnot und lückenhafte digitale Infrastruktur sind nur zwei Beispiele.

Wie kann die Digitalisierung hier unterstützen?

Sascha Platen: Die Digitalisierung ist wahrscheinlich der Game Changer für die Zukunft der medizinischen Versorgung. Sei es die Digitalisierung von Arbeitsabläufen, Telemedizin, digitale Dokumentation oder auch der KI-Einsatz, zum Beispiel um die Anzahl von Stürzen in der Pflege zu reduzieren. Der Anschluss von Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) schafft endlich die Grundlage, um alle relevanten Akteure in einem System zu vernetzen. Pflege wurde zu lange als Stiefkind des Gesundheitswesens betrachtet, was angesichts der Relevanz geradezu lächerlich war.

Bleiben wir bei der Telematikinfrastruktur: Was hat eine Pflegeeinrichtung davon, wenn sie sich an das digitale Gesundheitsnetz anschließt?

Sascha Platen: Die Herausforderungen im Pflegebereich sind gewaltig. Die Digitalisierung ist der Schlüssel für schnellere und ressourcenschonende Abläufe. Dafür braucht es eine gute Infrastruktur als Basis, über die alle miteinander vernetzt sind. Wenn Prozesse digital optimiert sind, entlastet das endlich die Fachkräfte in der ambulanten und vor allem stationären Versorgung. Wir müssen weg von einer Pflege im Korsett einer zu strengen Dokumentation hin zu wirklicher Pflege, bei der man wieder Zeit füreinander hat. Wir haben seit 2018 mehr als 4.000 Praxen und Hunderte von Kliniken an die TI angeschlossen, jetzt starten wir mit den Pflegeeinrichtungen.

Wie kann Telemedizin Ärzte, Psychotherapeuten und andere Berufsgruppen entlasten?

Sascha Platen: Mit dem Digitalisierungsgesetz hat die Bundesregierung endlich den Weg freigemacht für eine Stärkung der Telemedizin. Das ist gut für die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen, gut für Fallbesprechungen mit pflegebedürftigen Patienten oder für die Psychotherapie, um ein paar Beispiele zu nennen. Fakt ist: Von den 800 oder 900 Millionen Behandlungsfällen pro Jahr entfällt heute nur ein sehr kleiner Teil auf Videovisite, nämlich drei Millionen Videosprechstunden. Der Bedarf ist riesig und wird künftig noch akuter, wenn mehr Ärzte in den Ruhestand gehen als nachkommen. Die Wundversorgung ist hier ein gutes Beispiel: Diese lässt sich digital unterstützen, was für alle vorteilhaft ist: der Arzt gewinnt Zeit, der Patient bleibt in seiner Häuslichkeit und digital lässt sich die Therapie schneller anpassen als manuell.

Wir arbeiten im Bereich Telemedizin mit der Firma arztkonsultation zusammen. Dies unterstreicht unseren Anspruch, jungen Unternehmen zu helfen, gemeinsam mit uns im Gesundheitswesen erfolgreich zu wachsen.

Neben Telemedizin ist auch KI in der Gesundheitsbranche ein heiß diskutiertes Thema, z. B. bei der Sturzerkennung. Concat arbeitet an einer Lösung hierfür. Wie sieht diese aus?

Sascha Platen: Bei fünf Millionen Stürzen pro Jahr kommt es bei 400.000 Menschen zu einem Knochenbruch. Unser langjähriger Partner Fujitsu hat eine Lösung entwickelt, die bereits heute global erfolgreich im Einsatz ist und nun von uns für die Pflege optimiert und zugelassen wird. Diese basiert auf Sensorik und Kameras und verzichtet auf langwierige Anlernprozesse. Ziel der KI-Technologie ist es, das Pflegepersonal zu befähigen, schneller auf Notfallsituationen zu reagieren und das Risiko schwerer Verletzungen zu verringern. Wir arbeiten hier mit Fujitsu zusammen, um die Lösung noch in diesem Jahr in Deutschland verfügbar zu machen.

Wo sehen Sie noch Potenzial?

Sascha Platen: Bei Startups und jungen Unternehmen. Diese wollen wir als IT-Dienstleister dabei unterstützen, ihre Lösungen in der breiten Fläche des Gesundheitswesens zu implementieren. Wir helfen mit Vertrieb und Support, bei Installationen und Kundenservice. Dabei sehen wir uns als Partner und nicht als Mitbewerber auch von jungen Unternehmen, die eine echte Chance in unserem Gesundheitswesen verdient haben – die Transformation gelingt nur gemeinsam.

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