Jobsuche von Ärzt:innen: Was sie wirklich wollen!

Zunächst einmal eine Zahl, die hellhörig machen sollte: 82,2 Prozent aller Ärzt:innen sind offen für einen Jobwechsel. So das Ergebnis einer groß angelegten Studie zur Jobsuche von Ärzt:innen, durchgeführt vom Deutschen Ärzteverlag gemeinsam mit Ärztestellen, dem Stellenmarkt und Recruiting-Experten des Deutschen Ärzteblattes. Diese Zahl spiegelt eine überdurchschnittlich hohe Wechselbereitschaft wider, welche viele Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren in Sachen Recruiting noch nicht effektiv für sich nutzen. Im heutigen dynamischen Arbeitsmarkt, besonders im Gesundheitswesen, ist die genaue Kenntnis der Zielgruppe für effektives Recruiting und nachhaltige Mitarbeiterbindung essenziell. Gleichzeitig offenbart die Studie das Gegenteil: Viele HR-Abteilungen verfolgen einen standardisierten Ansatz, statt die spezifischen Präferenzen der Ärzt:innen zu berücksichtigen. So werden beispielsweise Online-Jobbörsen von Ober- und Chefärzt:innen selten genutzt, wenngleich Stellenausschreibungen oft genau dort platziert werden. Im Gegensatz dazu vernachlässigen viele Arbeitgeber Print-Anzeigen in Fachzeitschriften, die jedoch von 80 Prozent der Ärzt:innen zur Jobsuche herangezogen werden.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die geforderte Transparenz in Stellenanzeigen. Drei von fünf Befragten (60,3 Prozent) vermissen in Stellenanzeigen Informationen zu Arbeitszeiten und Arbeitsmodellen – beim ärztlichen Nachwuchs sind es gar 67,4 Prozent. Letzteres ist insofern wenig überraschend, als dass die „Generation Z“ bekanntermaßen Treiber neuer Arbeitsformen ist. Darüber hinaus wünscht sich knapp jede zweite Person Angaben zum Gehalt. Bezüglich des Bewerbungsprozesses zeigt sich, dass 44,3 Prozent der Ärzt:innen Schwierigkeiten haben, sich Zeit für Bewerbungen zu nehmen. Zudem präferieren Chef- und Oberärzt:innen häufig die klassische Bewerbung per Post, während jüngere Generationen digitale Wege bevorzugen. Eine Vereinfachung des Bewerbungsprozesses, wie der Verzicht auf Anschreiben, könnte die Bewerbungsrate signifikant erhöhen. 50,2 Prozent der Befragten würden tatsächlich eher eine Bewerbung einreichen, wenn kein Anschreiben erforderlich wäre – bei Ärzt:innen in Weiterbildung liegt diese Zustimmung sogar bei 60,1 Prozent.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines differenzierten, auf die Zielgruppe abgestimmten Recruiting-Ansatzes. Arbeitgeber sollten die Präferenzen und Gewohnheiten potenzieller Bewerber:innen berücksichtigen und transparent kommunizieren, um effektiv Talente zu gewinnen und langfristig zu binden. Nur so können die Herausforderungen im Personalmanagement bewältigt und eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sichergestellt werden.

Vorheriger Artikel Nächster Artikel
>> Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines differenzierten, auf die Zielgruppe abgestimmten Recruiting-Ansatzes. <<
Konstantin Degner