Warum loslassen so schwer fällt
Hast du schon einmal einen Film zu Ende gesehen, der dir eigentlich überhaupt nicht gefiel oder dich durch ein Buch gewälzt, das furchtbar langweilig war, einfach weil du schon so viel Zeit investiert hast? Kommt dir der Gedanke “Ach, jetzt hab ich schon so lange durchgehalten, ich zieh es bis zum Ende durch” bekannt vor? Dann bist du sicher schon mal in die Falle der Sunk-Cost-Fallacy getappt oder auch den “Irrtum der irreversiblen Kosten”. Dabei handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, an einer Investition festzuhalten, weil sie bereits Zeit, Geld oder Mühe investiert haben. Auch wenn das Festhalten mehr kostet als es bringt - wir halten durch bis zum bitteren Ende. Ein Buch zu lesen, das keinen Spaß mehr bringt, ist allerdings das geringste Übel, das diese kognitive Verzerrung mit sich bringen kann. Viel folgenschwerer wird es, wenn langfristige alltägliche Entscheidungen beeinflusst werden. So führt dieser Denkfehler häufig dazu, dass wir an Fehlinvestitionen festhalten, die gesundheitlichen oder finanziellen Schaden anrichten können.Wir halten an Freundschaften fest, die uns nicht gut tun, weil wir die Person doch schon so lange kennen oder vollendenKurse, deren Inhalte wir eigentlich nicht spannend finden. Wir verharren in unpassenden Jobs, weil wir die investierten Jahre nicht ungenutzt verstreichen lassen möchten oder halten an Hobbys und Projekten fest, weil wir das bereits besorgte Material nun nicht unverrichteter Dinge verstauben lassen möchten, auch wenn es uns gar keine Freude bereitet. Wir reparieren Autos wieder und wieder, um die bereits entstandenen Kosten nicht zu verlieren oder bleiben an Abos gebunden, einfach weil wir schon so lange dabei sind. Warum unser Gehirn so große Schwierigkeiten damit hat, investierte Kosten loszulassen, hat viele Gründe. Am stärksten wirkt sehr wahrscheinlich die Verlustaversion, welche beschreibt, dass der Schmerz eines Verlustes stärker empfunden wird als die Freude über einen Gewinn. Hinzu kommt, dass wir gerne glauben und anderen beweisen möchten, stets rationale und kluge Entscheidungen zu treffen, weshalb wir dazu neigen, konsistentes Verhalten zu zeigen. Und nicht zuletzt sorgt auch die investierte emotionale Energie dafür, dass wir manche Dinge einfach nicht loslassen können - auch wenn alles dagegen spricht.
Mental Health Hack: Wie gehen wir nun damit im Alltag um? Nimm dir Zeit, deine Investitionen regelmäßig neu zu bewerten und frage dich: “Würde ich das heute wieder so entscheiden?” Wenn die Antwort “Nein” ist, dann ist es wahrscheinlich an der Zeit, loszulassen. Konzentriere dich auf die Zukunft und lege Kosten und Nutzen auf die Waagschale. Versuche, emotionale Beweggründe zu identifizieren, damit du eine rationale Entscheidung treffen kannst. Das Bewusstsein für diese kognitive Verzerrung ist der erste Schritt, um sie zu überwinden. Indem man regelmäßig reflektiert und sich selbst hinterfragt, kann man lernen, eine objektivere Sichtweise einzunehmen. Es kann auch hilfreich sein, Entscheidungen von einem neutralen Standpunkt aus zu betrachten, indem man sich von außenstehenden Personen beraten lässt. Eine professionelle psychologische Beratung bei Instahelp kann helfen, klare Gedanken zu fassen und Entscheidungen zu fällen, die wirklich langfristig glücklich machen.
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