Daten sind die beste Medizin – verabreicht sie endlich allen!

Als ich krank wurde, sah ich, wie krank unser Gesundheitssystem ist. Mein bis dahin blindes Urvertrauen in die Medizin und das teuerste Gesundheitssystem Europas geriet als lebensbedrohlich erkrankter Krebspatient rapide ins Wanken. Ich erlebte Fehldiagnosen und Therapiefehler, irrwitzige Wartezeiten und zeitraubende Zettelwirtschaft, einen fiesen Krankenhauskeim und miese Krankenhauskost, streikendes Reinigungspersonal und gehetzte Pflegekräfte, die sich ihr Blutdruckmessgerät selbst beim Discounter kaufen, weil nicht für jeden Diensthabenden ein eigenes zur Verfügung stand. Und ich überlebte all das. Für mich grenzt das an ein Wunder. Ein Wunder, das leider nicht allen Betroffenen vergönnt ist. Dabei wäre so viel mehr möglich. 

Eine enorme Zahl von 70.000 Todesfällen pro Jahr könnten laut Barmer Arzneimittelreport 2022 schon heute durch den Einsatz digitaler Technik im Gesundheitswesen verhindert werden. Doch falsch verstandener Datenschutz blockiert Fortschritt in Forschung und Versorgung. 70.000 Menschen hätten eine Chance, weiterzuleben. Mütter, Väter, Töchter und Söhne, die im Zweifel x Daten über ihr Leben schon mehr oder weniger bewusst ins Internet geschossen haben. Über ein Leben, das sie gerne weiterleben und im Ernstfall sicherlich lieber durch digitale Medizin als Datenschützer behütet sehen würden. 

Doch 18 Bundes- und Landes- Datenschutzbehörden haben die Daten- und Deutungshoheit für sich reklamiert. Sie interpretieren Europäische Datenschutzrichtlinien nach Gutsherrenart und stellen Datenschutz und -sicherheit über den Schutz des Lebens. Ja, in vermeintlich guter Absicht. Als „Pia fraus“, lateinisch „frommen Betrug“, hatte Ovid einst eine „Volkstäuschung für religiöse Zwecke“ bezeichnet. Und dogmatischer Datenschutz ist in Deutschland seit Jahrzehnten Staatsreligion und Opium fürs Volk. Oder einfacher gesagt: Gut gemeinter Blödsinn ist am Ende halt auch Blödsinn. 

Dabei würde uns die Digitalisierung nicht einmal mehr kosten. Im Gegenteil! Sie könnte die Ausgaben in der Gesundheits-Versorgung um 42 Milliarden Euro pro Jahr senken, wie eine aktuelle McKinsey Studie das ganze Fiasko unterstreicht. Ein enormes Einsparpotential, von dem alle profitieren würden!

Ich finde es mehr als alarmierend, dass die Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich in Deutschland eine der niedrigsten ist. Bei einem Ranking unter 16 EU-Ländern erreicht die Bundesrepublik bei Männern den vorletzten Platz und bei Frauen Platz 14, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und das Max-Planck-Institut für demografische Forschung jüngst auswiesen. Mortalitätsforscher reklamieren, dass es gravierende Defizite bei Vorbeugung und Früherkennung gibt. Zu späte oder falsche Diagnosen und suboptimale oder falsche Therapien erschweren eine erfolgreiche Behandlung. Wenig überraschend, dass diese hinteren Plätze bei der Lebenserwartung mit der Schlusslichtposition bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung korrelieren. Deutschland, mit einem BIP von 3,87 Billionen (2022), hat das teuerste Gesundheitssystem Europas und hinkt klar hinterher.

Der eklatante Widerspruch zwischen den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung und den schlechten Ergebnissen bei der Lebenserwartung ist ein deutliches Warnsignal für Effizienz und Nachhaltigkeit. Und ein lauter Weckruf für Umdenken! 

Das Grundgesetz stellt in Artikel 2 „das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ gleich hinter der unantastbaren Menschenwürde über alles. Wie unwürdig ist es einem Land wie dem unseren, dass dieses fundamentale Grundrecht im Zeitalter der Digitalen Medizin und eines offensichtlich rückständigen Gesundheitssystems massiv bedroht scheint?! 

Gerade in der Onkologie explodiert das Fachwissen. Diese Daten sind die beste Medizin. Dass lebensrettende, digitale Versorgung Patienten im teuersten Gesundheitssystem Europas konsequent verweigert wird, halte ich für ökonomischen Suizid. Das widerspricht medizinischer Ethik und kann mit Verlaub – ich bin kein Jurist – in meinen Augen nicht verfassungskonform sein. Auf unserer Krebs-Convention YES!CON haben Mediziner das „unterlassene Hilfeleistung“ und „fahrlässige Tötung“ genannt. Beides „Straftaten gegen das Leben“, für die das StGB Freiheitsstrafen vorsieht…

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Jörg A. Hoppe
Gründer yeswecan!cer