Interkulturelle Medizin ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit

In einer globalisierten Welt ist interkulturelle Medizin ein wichtiger Aspekt, um sicherzustellen, dass alle Patient: Innen unabhängig von Ihrer Herkunft, ihrem sozialen Hintergrund oder Ihrem Verständnis von Gesundheit und Krankheit angemessene medizinische Versorgung erhalten. Interkulturelle Medizin bezieht sich darauf, wie wir medizinische Versorgung an verschiedene kulturelle Hintergründe anpassen können. Denn nicht jeder hat das gleiche Verständnis von Gesundheit und Krankheit oder von den Auswirkungen von Medikamenten. Ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Behandlungen ist Vertrauen zwischen Patient: Innen und Ärzt: Innen: Ein wesentlicher Bestandteil für eine Vertrauensbasis ist hierbei eine interkulturelle Ansprache.

Die Interkulturelle Medizin und die Transplantationsmedizin sind eng miteinander verknüpft.

Eine Transplantation ist für Patient: Innen, die auf ein Organ warten, von entscheidender Bedeutung. Es gibt Ihnen die Möglichkeit, ein lebensbedrohliches oder lebensveränderndes Gesundheitsproblem zu lösen. Wenn Patient: Innen ein Organ benötigen, bedeutet dies in der Regel, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist, die Funktion des Organs aufrechtzuerhalten, sei es aufgrund von Krankheit, Verletzung oder angeborenen Fehlbildungen. Eine Transplantation kann die Lebensqualität der Patient: Innen verbessern und sie in einigen Fällen sogar vor dem Tod retten.

Eine der größten Herausforderungen in der Transplantationsmedizin ist die Frage nach einer Organspende. Die Organspendezahlen, insbesondere auch in Deutschland, sind nicht ausreichend, um jedem Erkrankten mit der vorhandenen Spitzenmedizin einer Organtransplantation zu versorgen.

Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende hängt oft von kulturellen, religiösen und persönlichen Überzeugungen ab. In einigen Kulturen gibt es Vorstellungen darüber, was mit dem Körper nach dem Tod geschehen soll oder muss. Der Hirntod, welches die Voraussetzung für eine Organentnahme ist, ist in vielen Kulturen nicht als Tod akzeptiert, da das Herz weiterschlägt, so dass die Entnahme von Organen abgelehnt wird. Hier ist es wichtig die Betroffenen über die medizinischen Aspekte sachlich zu informieren. Genauso wichtig ist es auch, dass Ärzt: Innen und medizinisches Personal sich bewusst sind, wie diese Überzeugungen die Entscheidungen der Betroffenen beeinflussen können und wie sie mit ihnen sensibel umgehen können. 

Eine weitere Herausforderung der Transplantationsmedizin ist die Frage der immunologischen Übereinstimmung. Es ist oft notwendig, dass Spender und Empfänger weitestgehend immunologisch übereinstimmen, um eine erfolgreiche Transplantation durchzuführen. Aufgrund der kulturellen Vielfalt kann es schwierig sein, kompatible Spender innerhalb der gleichen Ethnie zu finden. Sensible Aufklärungsarbeit in verschiedenen ethnischen Gruppen können dazu beitragen die Organspendebereitschaft in diesen Gruppen zu erhöhen.

Kulturelle Unterschiede können die Art und Weise beeinflussen, wie Patient: Innen ihre Krankheit und Behandlung wahrnehmen und wie sie sich an den Behandlungsplan halten. Patient: Innen aus einer anderen Kultur können möglicherweise eine andere Vorstellung davon haben, was eine angemessene Behandlung ist oder was als akzeptable Nebenwirkungen von Medikamenten angesehen wird.

Als Mediziner ist es wichtig, ein umfassendes Verständnis für die kulturellen Unterschiede zu erlangen und zu wissen, wie diese bei der Behandlung berücksichtigt werden können. Dies kann dazu beitragen, dass Patient: Innen besser informierte Entscheidungen über die Organspende und Transplantation treffen und sich besser an den Behandlungsplan halten. Eine erfolgreiche Transplantation erfordert in der Regel die Zusammenarbeit zwischen Patient: Innen, den Angehörigen und dem medizinischen Personal, und die Anwendung interkultureller Medizin kann dazu beitragen, diese Zusammenarbeit zu verbessern.

Die Bedeutung einer interkulturellen Medizin wird in Zukunft immer bedeutender, da wir in immer stärker vernetzten Gesellschaften leben und medizinische Versorgung für alle zugänglich sein sollte, unabhängig von kulturellen Unterschieden.

Wir alle sollten uns bemühen, grenzüberschreitend zu denken, um sicherzustellen, dass wir Patient: Innen eine optimale medizinische Versorgung bereitstellen, die individuell auf ihre kulturellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Die Sprache ist bei der interkulturellen Medizin nicht maßgebend, sondern die Ansprache!

Eine interkulturelle Medizin ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit in allen Bereichen des Gesundheitswesens, um eine moderne und fortschrittliche Gesundheitsbranche aufzubauen.

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Dr. Ebru Yildiz
Leitung Westdeutsches Zentrum für Organtransplantation Universitätsmedizin Essen